Wenn die Beziehung kriselt – Die EFL berät und unterstützt Paare

Die katholische Ehe-, Familien- und Lebensberatung in Braunschweig berät während des Lockdowns telefonisch oder auch online.

Manchen Beziehungen gibt die Corona-Pandemie den Rest, manche Paare schweißt die besondere Situation zusammen. So ist die Erfahrung von Regine Hain und Pater Hans-Albert Gunk von der Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL) in Braunschweig.

„Zu Hause zu sein – das ist für die einen Paare richtig gut, für die anderen ist es eine Katastrophe. Häufig führt die Organisation von Kinderbetreuung und der Arbeit von zu Hause aus zu vielen Streitigkeiten“, berichtet Hain, Leiterin der Braunschweiger Beratungsstelle, von ihren Erfahrungen der vergangenen Monate.

Wie Hain hat auch Pater Gunk nicht nur Negatives wahrgenommen: „Ich habe von vielen Paaren gehört, dass es für sie sehr positiv ist, sich beim Homeoffice zu Hause alles einteilen zu können. Da kann der Mann auch kochen, während die Frau noch arbeitet.“

Hain möchte den Paaren Mut machen, sich bei Problemen an die Beratungsstelle zu wenden. „Wir haben in der Zeit zwischen dem Lockdown im Frühjahr 2020 und dem Lockdown jetzt gemerkt, dass die meisten Menschen lieber persönlich in die Beratungsstelle kommen. Ich möchte aber allen, die Hilfe brauchen, Mut machen, etwas Neues auszuprobieren – nach Wunsch der Ratsuchenden per Telefon oder Video – und nicht zu warten.“ Ihrer Erfahrung nach gehe da mehr, als man denke.

Wann es nach dem Lockdown wieder mit persönlicher Beratung losgehen kann, stehe noch nicht fest, die Beratungsstelle sei aber mit Glasscheibe und Luftreinigungsgerät auch technisch gut vorbereitet. Eine Zunahme häuslicher Gewalt habe das Team für seine Beratungsstelle bislang nicht feststellen können.

„Häusliche Gewalt taucht sicherlich verstärkt auf, aber in unserer Beratungsstelle können wir keine Zunahme erkennen. Über Gewalt sprechen die Menschen nicht so ohne Weiteres. Da müssen wir schon konkret nachfragen, ob beim Streit nur Worte fliegen oder auch Tassen oder sogar Fäuste. Leider melden sich diese Betroffenen viel zu selten bei uns, da Gewalt mit großer Scham verbunden wird. Dabei bräuchten gerade diese Paare und Familien gezielt Unterstützung“, findet die Leiterin der EFL.

Gerade in dieser nicht ganz normalen Zeit rät die EFL den Menschen, sich Freiräume zu schaffen – örtlich wie zeitlich. Dazu gehöre nicht nur der eigene Ort oder der eigene Raum fürs Arbeiten, sondern etwas konkret für sich selbst zu tun. „An dem Abend, wo beispielsweise meine Chorprobe nicht stattfindet, könnte ich trotzdem etwas für mich machen“, empfiehlt Hain. „Man muss den Raum neu definieren. Sich abzugrenzen ist immer mit Verlustangst verbunden“, erklärt der Dominikaner das nicht ganz einfache Unterfangen. Dafür brauche es neue Spielregeln.

Und Paaren rät er, „sich besonders damit auseinanderzusetzen, was das Gemeinsame ist und wie sie dies dann auch gemeinsam gestalten können“.

Mehr Infos und Anmeldung unter:braunschweig(ät)efl-bistum-hildesheim.de oder (0531) 126934.

 

Sabine Moser