Von kleinen und von großen Wünschen

Malteser in Braunschweig erfüllen unheilbar kranken Menschen Herzenswünsche mit dem Herzenswunschkrankenwagen.

Noch einmal die Berge sehen, seinen Sportverein oder den Zirkus besuchen, bei einer Familienfeier mit dabei sein oder einfach ein letztes Mal die Heimatstadt erleben. Ganz individuell sind die letzten Wünsche von unheilbar kranken Menschen. Die Erfüllung dieser Herzensangelegenheiten bedeutet für die Menschen meist, ein letztes Mal für ein paar Stunden aus dem Krankenhaus oder dem Hospiz herauszukommen, etwas Wichtiges zu erleben oder erledigen.

„Es ist schön zu sehen, was wir den Menschen für eine riesengroße Freude machen“, sagt Holger Scherf vom Malteser Hilfsdienst in Braunschweig zur Erfüllung kleiner oder großer Wünsche. Scherf engagiert sich von Anfang an ehrenamtlich beim Projekt Herzenswunschkrankenwagen. „Ich war bei der ersten Tour dabei, die es in Braunschweig gab. Es ging ans Steinhuder Meer, das ist bestimmt schon zehn Jahre her. “ erinnert sich der 51-Jährige. Er ist bereits seit 24 Jahren beim Hilfsdienst hauptberuflich als Notfallsanitäter tätig.

Ehrenamtlich hat er einen Patienten nach Potsdam begleitet, einen Menschen nach Juist gebracht und wieder abgeholt oder eine Frau zum Flugzeug gefahren. Sie wünschte sich einen Rundflug über ihre Heimatstadt Wolfsburg. Es seien auch ganz einfache Wünsche dabei, wie ein Besuch des Weihnachtsmarktes in Braunschweig.

„Prinzipiell sind wir trotz unserer medizinischen Ausbildung bei den Fahrten nur Transporteure und Hilfesteller. Treppe rauf- und runtertragen, Wundversorgung, Lagerung, Verbandwechsel gehören dazu, mehr eigentlich nicht.“ Denn das Team des Herzenswunschkrankenwagens dürfe dem Rettungsdienst keine Fahrten wegnehmen. „Für den Fall, dass Menschen auf der Fahrt versterben, dürfen wir sie nicht weiter transportieren und ein Bestatter übernimmt den Weitertransport“, bedauert Scherf und betont: „Die Menschen müssen schon transportfähig und stabil sein.“ Gerade bei Krebspatienten gebe es nur gewisse Zeitfenster, wo eine Fahrt möglich sei.

Da ist Flexibilität von den Maltesern gefragt: „Wir haben viele im Team, die nicht rein aus dem Hauptamt kommen, sondern aus dem Ehrenamt und dem Katastrophenschutz, die gerne bereit sind, die Fahrten zu übernehmen.“ Außerdem kooperieren die Braunschweiger Malteser mit den anderen Malteser-Gruppen aus dem Bistum Hildesheim, wie beispielsweise aus Wolfsburg oder Hannover. „Wenn da Anfragen sind, tauschen wir Personal untereinander aus, damit wir die Fahrten möglichst zeitnah realisieren können, denn die Lebenszeit dieser Menschen läuft ab.“

„Was mich sehr berührt und betroffen gemacht hat, war eine Fahrt, die überhaupt nicht stattgefunden hat. Dabei wäre mit einer halben Stunde alles Drum und Dran erledigt gewesen“, bedauert Scherf. Ein Mann wollte innerhalb von Braunschweig ein letztes Mal seine Square-Dance-Gruppe besuchen und war dafür drei oder viermal angemeldet worden. Die Fahrt wurde jedes Mal kurzfristig wieder abgemeldet und der Mann verstarb, bevor sein Herzenswunsch erfüllt werden konnte, seine Freunde noch einmal zu sehen.

Im Einsatz sind Holger Scherf und seine Kolleginnen und Kollegen im normalen Krankenwagen mit dem Magnetschild „Herzenswunschkrankenwagen“. „Finanzierung und Unterhalt eines eigenen Fahrzeuges für das Projekt wäre schwierig“, so Scherf. Denn die Aktion ist rein spendenbasiert, weder Patienten noch Angehörigen entstünden Kosten.

Weitere Infos: www.malteser-braunschweig.de

 

Sabine Moser/pkbs