Retter des Fingers
Schulsanitäter der Malteser unterrichteten an der Oberschule Sickte ihre Lehrkräfte.
Das ist wohl der Traum eines jeden Schülers: Lehrkräften den Mittelfinger zeigen und sie dann auch noch belehren dürfen. So geschehen am Dienstag, 15. August 2023, in der Oberschule Sickte beim Kurs „Lebensrettende Sofortmaßnahmen für Lehrer“. Zwei erfahrene Schulsanitäter und eine Schulsanitäterin der Malteser brachten ihren Lehrern einen Tag lang das Leben retten bei. Dabei demonstrierten sie auch, wie man eine Wunde am Mittelfinger verbindet.
Es ist gar nicht so einfach und erfordert einige Übung: Um einen verletzten Finger zu verbinden, muss das Verbandszeug kunstvoll um den gestreckten Finger und das Handgelenk gewickelt werden und dabei mehrfach seine Richtung ändern. Kein Problem für die 15-jährige Adina Buchholz aus der Klasse 10A und ihre Schulkameraden Maximillian Battermann und Mattis Buchheister aus der 10B, beide 16 Jahre alt. Alle drei sind seit 2019 im Schulsanitätsdienst und von Leiterin Cora Kruse bestens ausgebildet worden. Schwerer taten sich da die Lehrkräfte der Schule und mussten von ihrer Schülerin und den beiden Schülern so manches Mal korrigiert werden. 15 Lehrerinnen und fünf Lehrer frischten drei Tage vor Beginn des neuen Schuljahres einen ganzen Tag lang ihre Kenntnisse in Lebensrettenden Sofortmaßnahmen auf. Gesetzlich sind sie alle drei Jahre dazu verpflichtet. Die restlichen Lehrkräfte der Schule werden im kommenden Jahr geschult.
Auf dem Stundenplan stand an diesem Tag alles, was im Notfall Leben retten könnte: Wie alarmiert und informiert man einen Rettungsdienst? Wie sind Wunden zu versorgen und Herz und Lunge wiederzubeleben? Auch einzelne Erkrankungen wie zum Beispiel hoher Blutzucker – Diabetes mellitus – wurden von Schulsanitätsdienstleiterin Cora Kruse und ihren drei Helferinnen und Helfern thematisiert.
Ergänzt wurde die Theorie durch praktische Übungen zur Wundversorgung und Herz-Lungen-Wiederbelebung. Dabei kamen auch Tablets mit einer speziellen App zur Anwendung, die Signale aus den Sensoren der Übungspuppe empfängt. So lässt sich leicht erkennen, ob die eingeblasene Luftmenge ausreicht, den Patienten am Leben zu erhalten, ob Druck und Frequenz der Herzmassage im „grünen Bereich“ liegen.
Seit 2005 gibt es den Schulsanitätsdienst (SSD) an der OBS Sickte. Die Idee hinter Schulsanitätsdiensten ist so einfach wie überzeugend: Interessierte Schülerinnen und Schüler werden von einem Hilfsdienst altersgemäß in Erster Hilfe ausgebildet und können im Notfall Mitschülerinnen und Mitschülern helfen. Aufgebaut wurde der SSD in Sickte von Cora Kruse, die seit 2001 an der Schule Deutsch, Geschichte und Politik unterrichtet, vor ihrer Schulkarriere aber lange als Krankenschwester gearbeitet hat. Da sich Kruse seit dem Jahr 2000 bei den Maltesern in Braunschweig engagiert, unter anderem als Ausbilderin für Erste Hilfe und beim Versorgungsbus für Obdachlose und Bedürftige, lag es nahe, den SSD der OBS Sickte in die Hand der Malteser zu legen.
Bis zu 30 Schülerinnen und Schüler engagieren sich dort zurzeit. Nach jedem Schuljahr gehen Jungen und Mädchen von der Schule ab. Daher braucht der SSD ständig Nachwuchs. In der letzten Schulwoche vor den Ferien konnten Kruse und die erfahrenen älteren Sanitäter fast 20 Jungen und Mädchen unterer Klassenstufen neu für diesen wichtigen Dienst ausbilden, damit an der OBS Sickte auch in Zukunft Finger gut verbunden werden.
mhd