„Respekt kann man lernen“
Training zur Medienkompetenz soll im neuen Schuljahr an der Berufsschule Otto-Bennemann in Braunschweig für respektvollen Umgang in den Klassen sorgen.
Der Jugendmigrationsdienst (JMD) der Caritas und die Sozialarbeiterinnen der Otto-Bennemann-Schule stehen mit einem Training zur Medienkompetenz in den Startlöchern. Bereits seit 2018 setzt der JMD das Bundesprogramm „Respekt Coaches“ an der Berufsschule für Wirtschaft und Verwaltung um. „Als externer Respektcoach arbeite ich mit den Schulsozialarbeiterinnen zusammen und wir planen und arrangieren Workshops im Bereich Sozialtraining oder politischer Bildung,“ so Barış Şafak. Das gute Klassenklima ist dabei immer ein Ziel des Programms.
„Das schöne für die Schülerinnen und Schüler ist, dass Barış Şafak als Externer neutral ist, und sie nicht bewertet oder benotet, sondern auf Augenhöhe mit ihnen zusammenarbeitet,“ findet Schulsozialarbeiterin Mouna Manoubi. Geplant ist das Projekt zur Medienkompetenz und Mediensensibilisierung für Klassen der Berufsfachschule und des Wirtschaftsgymnasiums in Kooperation mit den Politiklehrern. Die Caritas in Braunschweig stellt dafür auch einen Klassensatz Tablets zur Verfügung.
Speziell werde es beim Workshop auch um das Thema Fakenews gehen. „Dazu motiviert haben uns vor allem die Berichte über die Geschehnisse der letzten Monate in der Ukraine,“ so Şafak. Während zum Beispiel die eine Seite behauptete, das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte „Moskwa“ sei wegen einem erfolgreichen Angriff der ukrainischen Armee untergegangen, spricht die russische Seite von einem unglücklichen Unfall. Es geht dem Team darum, die Jugendlichen zu sensibilisieren. Sie sollen erkennen, worauf sie achten müssen, wenn sie Informationen über soziale Medien erhalten. Ziel sei, die Nachrichten und deren Quellen zu differenzieren. „Die Jugendlichen müssen wissen, es gibt mehr als eine Wahrheit, vor allem wenn es um Krieg und Flucht geht, da jede Seite die Fakten so dreht, damit die eigene Bevölkerung zufrieden ist,“ erläutert Monoubi.
Daneben steht ein Respekt-Workshop auf dem Programm. „Respekt und Toleranz kann man lernen. Genauso wie Diskriminierung und Rassismus angelernt ist. Kein Mensch kommt auf die Welt und hat die Meinung, die andere verletzt, automatisch in sich,“ ist der Respekt-Coach überzeugt.
Manoubi ergänzt: „Dazu gehört auch religiöse Toleranz. Wir haben sehr bunt gemischte Klassen aus vielen verschieden Nationen mit vielen verschiedenen Ethnien und Religionen. Nach den Sommerferien erwarten wir verstärkt ukrainische Schülerinnen und Schüler.“ Auch aufgrund dieser Diversität gebe es immer wieder Konflikt in den Klassen. Ein guter Anknüpfungspunkt für das Team ist, dass jeder und jede eine Vorstellung davon hat, wie er oder sie behandelt werden möchte und was ihm oder ihr wichtig ist. „Zum Sensibilisieren gehört auch Informieren, damit man über den Tellerrand blicken kann,“ findet Manoubi.
„Diese Berufsschule ist die Pilotschule, wenn es gut läuft, werden die Workshops auch an weiteren Schulen in Braunschweig umgesetzt“, so Şafak.
Sabine Moser