Neuer Seelsorger für die Ukrainer
Pfarrer Petro Terletskyy feiert Gottesdienste in der katholischen Kirche St. Joseph – nach byzantinischem Ritus.
Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ hat den ukrainischen Priester Dr. Petro Terletskyy zum Seelsorger für die Ukrainer Braunschweig und Göttingen ernannt. Er kam mit seiner Frau und seinen sechs Kindern im vergangenen Jahr von der Ukraine nach Deutschland. In Braunschweig feiert er nun seit Mitte März jeden 1. ,2. und 4. Sonntag sowie jeden 3. Samstag im Monat um 11 Uhr Heilige Messe in der katholischen Kirche St. Joseph, Goslarsche Straße 6.
„Ich freue mich, dass in unserer Stadt intensiver ein Seelsorger für die Menschen aus der Ukraine da sein kann“, betont Propst Reinhard Heine. Heine ist Pfarrer der Gemeinde St. Aegidien, zu der auch die Kirche St. Joseph im Westlichen Ringgebiet gehört.
Terletskyy ist ein Priester der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche. „Vom Prinzip her haben wir einen byzantinischen östlichen Ritus wie die orthodoxen Kirchen, dennoch sind wir in Union mit Rom in Fragen von Dogmatik und Moral“, erklärt der Geistliche in ausgezeichnetem Deutsch. So gelte das Kirchenrecht für die Ostkirche. Hier dürfen die Diözesanpfarrer im Gegensatz zu ihren römisch-katholischen Glaubensbrüdern vor der Diakonweihe heiraten.
Gut Deutsch lernte der heute 45-Jährige während seiner dreijährigen Promotionszeit an der Universität in Innsbruck. In Tirol war er auch als Gefängnisseelsorger tätig und wurde 2008 zum Diakon geweiht. Zurück in der Ukraine begann er seine Arbeit als Dozent am Bibelin-stitut der Ukrainischen Katholischen Universität in Lemberg, parallel dazu war er in der Gefängnisseelsorge tätig. Im Oktober 2013 zum Priester geweiht, erlebte er den Beginn des Maidans hautnah. „Mein Priesterdienst war immer im Ausnahmezustand des Krieges.“
Momentan hat er viel mit dem Umzug seiner großen Familie von Großburgwedel nach Göttingen zu tun. In den Norden Deutschlands kam Terletskyy über seine Kontakte zu Ukrainern in Hannover. „Sie haben vor über einem Jahr meine Frau und meine Kinder eingeladen, als sie von unseren Nöten wegen des gesundheitlichen Zustands meiner Frau erfahren haben“, berichtet der Familienvater.
In der Löwenstadt besteht bereits seit dem Zweiten Weltkrieg eine griechisch-katholische sowie eine orthodoxe Gemeinde, anfangs für die ehemaligen ukrainischen Zwangsarbeiter, die nach dem Krieg in Braunschweig blieben. Zeitweise feierten beide Konfessionen getrennt, zeitweise gemeinsam Gottesdienst in der evangelischen Chemnitz-Kirche. Terletskyys erste Amtshandlung war es, mit Propst Heine St. Joseph als neuen Gottesdienstort zu finden. „Wir sind sehr freundlich aufgenommen worden“, beschreibt er das Gespräch mit dem Propst.
Bei den Treffen nach dem Gottesdienst im Gemeindesaal plant Terletskky eine Sonntagsschule für Groß und Klein, will mit seinen Landsleuten Deutsch lernen, mit den Kindern und Jugendlichen Ausflüge machen. Außerdem versucht er, für alle ein offenes Ohr zu haben, Hilfe für die Ukraine zu organisieren. Vor allem Medikamente oder Krankenbetten würden gebraucht. „Man sieht immer noch kein Ende in diesem Krieg“, sagt er traurig.
Bei den zahlreichen Flüchtlingen hat sich die Neuigkeit von Gottesdiensten in ukrainischer Sprache schnell herumgesprochen. Kürzlich kamen mehr als 200 Landsleute zu seiner Messe, freut sich der Pfarrer. „Ich lade auch die orthodoxen Christen zum Gebet, zur Beichte und zur gemeinsamen Kommunion ein, weil sie keine anderen Möglichkeiten haben.“
Sabine Moser