Sensibilisieren, ohne Panik zu verbreiten

Präventionsteams katholischer Pfarrgemeinden erarbeiten Schutzkonzepte gegen sexualisierte Gewalt

Im Bistum Hildesheim müssen alle Pfarrgemeinden und katholische Einrichtungen ein Schutzkonzept zur Vermeidung sexualisierter Gewalt realisieren. Die einzelnen Gemeinden in und um Braunschweig sind auf unterschiedlichem Stand: So ist in St. Marien in Querum und Zu den Heiligen Engeln in Peine das Präventionskonzept schon fertig und auf der Homepage veröffentlicht, in St. Aegidien und St. Albertus Magnus steht es kurz bevor.

„Das Bewusstsein, dass man nur mit einer Schulung und einem erweiterten Führungszeugnis mit Kindern und Jugendlichen arbeiten darf, ist noch nicht ganz da“, sagt Christine Moß. Das gelte sogar für Ehrenamtliche. Moß ist in der Dominikanerpfarrei St. Albertus Magnus neben Christine Engel Ansprechpartnerin für Prävention.

Gerade das ist eine der Aufgaben der Präventionsteams: Das Thema in der Pfarrgemeinde bewusst machen und zu kontrollieren, dass die Schulungen stattfinden und regelmäßig aufgefrischt werden. „Alle sollen sensibilisiert werden, aber nicht panisch sein und ständig andere verdächtigen“, findet Engel, hauptamtlich Leiterin des Gemeindekindergartens.

In den Schutzkonzept-Arbeitskreisen wurde erarbeitet, auf welche Verhaltensregeln sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Kinder- und Jugendarbeit verpflichten müssen. Neben dem Verhaltenskodex gehört dazu, Beschwerdewege und Ansprechpartner in der Pfarrei öffentlich zu machen, damit im Verdachtsfall jedes Gemeindemitglied weiß, an wen er oder sie sich wenden kann.

„Natürlich ist es auch jetzt noch möglich, ein Kind zu trösten und dabei zu umarmen“, betont Stefan Hain. Der Gemeindereferent gehört mit Manuela Sehrt-Oppermann und Carolin Scherf zum Präventionsteam von St. Marien. Wichtig sei dabei offenes und transparentes Handeln und vor allem, das Kind bewusst zu fragen.

„Sinn des Schutzkonzeptes ist es, einen Raum zu schaffen, wo Kinder sicher sind und sich wohlfühlen“, erläutert Dr. Burkhard Ritter. Der Allgemeinmediziner ist Teil des Arbeitskreises in der Peiner Gemeinde und führt auch Präventionsschulungen durch.

Grund auch, in den Gemeinden die Räume zu überprüfen. Um für mehr Transparenz und Sicherheit zu sorgen, werden nun dunkle Ecken ausgeleuchtet, in St. Albertus Magnus Holz- durch Glastüren ersetzt und im Leisewitzhaus durch entsprechende Türschlösser dafür gesorgt, dass niemand unerkannt während der Proben der Kinder- und Jugendchöre ein- und ausgehen kann.

Simone Gellrich hat für die Innenstadtgemeinde St. Aegidien das Schutzkonzept entwickelt – es muss nur noch vom Pastoralrat bestätigt werden. Ihr ist wichtig „ins Bewusstsein der Gemeinde zu bringen, sensibel für die eigenen Grenzen und Grenzen zu anderen zu sein.“ Kinder zu stärken, ist ein weiteres Ziel der Grundschullehrerin: „Das schützt vor Übergriffen.“ Gerade in St. Marien und St. Albertus-Magnus werden als Teil des Konzeptes regelmäßig die Kinderrechte bei den Pfadfindern oder Messdienern besprochen.

„Kinder lernen `Nein` zu sagen und sich gegenseitig zu respektieren,“ so Sehrt-Oppermann. Sie fordert: „Kinder sollen nie in die Opferrolle kommen.“

Sabine Moser