Geglückter Wechsel in schwierigen Zeiten

In St. Aegidien wird Chormusik großgeschrieben. Zuwachs ist immer willkommen, auch im  Münsterchor der Gemeinde.

Manche Chöre leiden wegen der Corona-Pandemie unter Mitgliederschwund oder haben sich sogar aufgelöst. Nicht so der Münsterchor der katholischen Pfarrei St. Aegidien in Braunschweig. Bei den Proben singen immer mindestens 50 bis 60 Leute mit. „Aktuell hat der Chor laut Liste 74 Mitglieder. Er ist stark gewachsen im letzten halben Jahr,“ freut sich Chorleiter Lukas Lattau.

Der 32-jährige Kirchenmusiker der Gemeinde hat im August 2021 auch die Leitung des Münsterchores von seinem Vorgänger, dem langjährigen Regionalkantor Bernhard Schneider, übernommen, als dieser in den Ruhestand ging. Der Wechsel ist in schwierigen Zeiten gut geglückt. Wegen der Corona-Unterbrechung starteten die Proben nämlich erst im Mai vergangenen Jahres wieder in vollem Gange.

Geprobt wird einmal pro Woche zwei Stunden lang mit einer kurzen Pause zwischendrin, immer mit dabei Stimmbildnerin Theresa Sommer. „Sie hat den Chor wirklich gut im Griff“, sagt er schmunzelnd und betont, wie positiv sich die Stimmbildung auf den Chorklang auswirke. „Das macht es einem als Chorleiter einfacher, mit der Musik Stimmungen und bestimmte Effekte zu erzeugen und Werke stilechter zu singen.“ Daneben gebe es auch Proben der einzelnen Stimmen: „Wir haben das Glück, dass im Chor mehrere Chorleiter mitsingen und proben parallel.“ So ist auch sein Vorgänger Bernhard Schneider mittlerweile festes Chormitglied.

Der junge Kirchenmusiker lobt besonders die gute Gemeinschaft, die disziplinierte Arbeit sowie die stimmliche Flexibilität und Präsenz der Sängerinnen und Sänger des Konzertchores, der regelmäßig auch im Gottesdienst singt. „Ich bin in einem Chor noch nie so aufgenommen worden wie hier“, habe kürzlich ein neues Chormitglied zu Lattau gesagt. „Ich singe mit, weil ich immer gerne gesungen habe. Hier habe ich ein neues Hobby gefunden“, meint Ronja Rührs, neu im Alt. Tenor Alexander Lattau singt nach einer langen Pause wieder im Chor: „Ich habe als Student vor 40 Jahren gesungen. Jetzt erlebe ich den Chor und die Gemeinschaft neu, was einfach Spaß macht.“ Der  Chorleiter berichtet: „Wir haben auch einige Leute aus der Ukraine mit dabei, es ist völlig selbstverständlich, dass die Neuen voll integriert werden." Zum Probenausklang gehe es meist noch gesellig weiter.

Seit der Chor wieder proben darf, war das Deutsche Requiem von Brahms im Oktober 2022 sein größter Erfolg. „Es hat mich sehr gefreut, dass es ein so tolles Konzert mit 500 Besuchern wurde“, findet Lattau.

Das breit gefächerte Repertoire des Chores reicht von klassischen Messen wie die von Mozart über Oratorien von Bach und Brahms bis hin zu modernen A-Capella-Stücken. Als große Projekte stehen in diesem Jahr das Requiem von Mozart und das Werk „Gloria“ von Vivaldi auf dem Programm. Außerdem ist eine Chorreise in Braunschweigs Partnerstadt Bath im Südwesten Englands geplant.

Wer Lust hat mitzusingen, kann unter kirchenmusik(ät)stagiedien.de mit Lukas Lattau in Kontakt treten.

 

Sabine Moser