Moderne Technik führt durch alte Kirche

Am Weißen Sonntag feiert die Gemeinde „Zu den Heiligen Engeln“ in Peine das 150-jährige Bestehen ihrer Kirche. Interessierte können mit Hilfe von QR-Codes schon jetzt ihre individuelle Kirchenführung erleben.

Aufmerksamen Besuchern der Peiner Pfarrkirche sind die viereckigen Bildchen, die seit einiger Zeit den Eingangsbereich, Statuen, Kapellen und die Säulen neben dem Chor zieren, nicht entgangen. Bei genauem Hinsehen entpuppen sich die kleinen Quadrate als QR-Codes. „Wenn Sie auf Ihrem Smartphone oder Tablet einen QR-Code-Leser installieren und mit dem Gerät Zugang zum Internet haben, erhalten Sie Informationen zu dem Objekt, auf das der QR-Code hinweist“, erklärt Dirk Iwasinski. Er ist der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates und hat in akribischer Arbeit den unkonventionellen virtuellen Kirchenführer erstellt. Zum Text gibt es Fotos und einen Film, in dem auch sonst nicht zugängliche Perspektiven erschlossen werden. So hat Iwasinski das Video mit Hilfe eines Quadrokopters gedreht.

Smartphone-Besitzer können so erfahren, dass Bischof Eduard Jakob Wedekind die Pfarrkirche „Zu den Heiligen Engeln“ vor 150 Jahren, nämlich am 25. März 1868, geweiht hat. Außerdem, dass das Backsteingebäude im neugotischen Stil des 19. Jahrhunderts konzipiert und gebaut wurde und dass diese Kirche gar nicht „geostet“ ist. Sie wurde auf Grund des beim Bau nur eingeschränkten Platzes nach Süden ausgerichtet. Architekt war Conrad Wilhelm Hase, er gilt als einer der bedeutendsten Vertreter dieser Stilrichtung.

Besonders gut möglich ist diese individuelle Kirchenführung, weil das Gotteshaus täglich von etwa 7 Uhr bis 18 Uhr geöffnet ist. „An den zahlreichen abgebrannten Kerzen in der Marienkapelle merkt man, dass die Menschen unsere offene Kirche besuchen“, sagt Hendrik Rust. Er ist seit 2014 Pfarrer der Gemeinde und weiß es sehr zu schätzen, dass ihm sein Vorgänger Pfarrer Thomas Blumenberg eine frisch renovierte Kirche übergab. Für den kunstinteressierten Rust ist der Chor der liebste Platz in seiner Kirche: „Hier wurde die charakteristische Schablonenmalerei rekonstruiert und die Ausstattung an die Historie angelehnt.“ Altar, Ambo und Tabernakel sei nicht anzusehen, dass sie Dauerleihgaben aus Hildesheim sind, sie passten wie angegossen in die Kirche. „Wirklich alt und ursprünglich sind nur die Kirchenbänke, die Mutter Gottes Figur, der Kreuzweg sowie die Engel“, erklärt der Geistliche detailreich.

Des Weiteren findet man bei der virtuellen Führung Infos über die dargestellten Patrone der Kirche – die Heiligen Erzengel Michael, Raphael und Gabriel –, sowie neuere und ältere Kunstschätze. Diese gehen teilweise bis ins 13. Jahrhundert zurück, wie zum Beispiel die Darstellung der Piéta. Auch eine katholische Gemeinde in Peine existiert bereits seit dem Mittelalter. Nach der Reformation wuchs die kleine katholische Gemeinschaft erst durch die Industrialisierung im 19. Jahrhundert durch Zuzug von Katholiken aus Westfalen, Oberschlesien und Polen nennenswert auf knapp 3000 Mitglieder an.

Heute gehören rund 7350 Gläubige zur Gemeinde. Sie umfasst das Gebiet der Stadt und einen Teil des Landkreises Peine sowie der Region Hannover. Die Pfarrei hat sechs Kirchorte: Die Hauptkirche Zu den Heiligen Engeln, St. Josef sowie die Friedhofskirche St. Barbara in Peine, Zum Heiligen Kreuz im Stadtteil Dungelbeck, Corpus Christi in Edemissen und Heilige Dreifaltigkeit in Hämelerwald-Lehrte.

Der Festgottesdienst beginnt am Sonntag, 8. April, um 15 Uhr. Hauptzelebrant ist Weihbischof Dr. Nikolaus Schwerdtfeger. Im Anschluss besteht im Friedrich-Spee-Haus Gelegenheit zur Begegnung.

Sabine Moser