Kunst verbindet beide Kirchen

Am Reformationstag wird bei einem  Gottesdienst im Kloster St. Marienberg mit Landesbischof Dr. Christof Meyns und Domkapitular Propst Reinhard Heine das Reformationsparament von Gerd Winner  der Öffentlichkeit präsentiert.

Aus den Wortbildern der Bibel hat der Maler und Grafiker Gerd Winner (82) das Reformationsparament geschaffen: Die Figuration des Heiligen Geistes als kunstvoll gewebtes Textil. Ihn fasziniert die Spiritualität der permanenten Erneuerung, die für ihn im Reformationsgeschehen zu finden ist: „Ich erkenne darin das Wirken des Heiligen Geistes.“

Winner sieht beim Gedächtnis an die historische Reformation vor mehr als 500 Jahren die Chance, in den Dialog der beiden Kirchen ganz wesentliche Impulse zu bringen. „Es gibt eigentlich keine Kunst, die nicht beide Positionen vereint“, betont er. Dabei achtet der Katholik die eigenständigen Wege beider Kirchen.

„Die Figuration des Heiligen Geistes ist für mich ein Friedenszeichen zwischen den christlichen Kirchen und ein Friedenszeichen für die Welt“, sagt Winner.

In dieses Zeichen flossen die verschiedenen Darstellungen des Heiligen Geistes ein: Dazu zählt seine erste Erwähnung in der Genesis als der Geist, der über dem Wasser schwebt, ebenso wie die als Feuervogel oder als brennender Dornbusch, aus dem Gott spricht. Nicht zu vergessen der Regenbogen als Symbol des Bündnisses Gottes mit den Menschen oder die Taufe Jesu im Jordan, bei der der Geist wie eine Taube auf ihn herabschwebt.

Der gebürtige Braunschweiger ist ein weit über seine Heimatstadt bekannter Künstler. 1975 wurde er Professor an der Akademie für Bildende Künste München und lebt und arbeitet seit vielen Jahrzehnten in Liebenburg im Harz. Bekannt geworden ist Winner durch großformatige Werke im öffentlichen Raum in der von ihm ausgeführten Technik des künstlerischen Siebdrucks. Immer wieder hat Winner auch sakrale Räume gestaltet, unter anderem die Dominikanerkirche in Braunschweig.

Der fertige Entwurf wurde dann in der Paramentenwerkstatt in Helmstedt aufwendig technisch umgesetzt. Gewebt wurde das Kunstwerk in Hunderten von Arbeitsstunden von Angela Neddermeyer - in den letzten Monaten verstärkt durch ihre Assistentin Dora Herrmann. Winner lobt die Zusammenarbeit mit der Paramentenwerkstatt sehr und ist vom Ergebnis überzeugt: „Frau Neddermeyer hat jeden Farbspritzer mitgewebt, darauf bestand sie.“

Wenn sich das Parament nächstes Jahr auf den Weg durch verschiedene katholische und evangelische Kirchen macht, ist ein Film mit dabei, den die Braunschweigische Stiftung bei Regisseur Günther Wulff beauftragt hat. Er dokumentiert den Arbeitsprozess der Entstehung des Kunstwerkes. „Günther Wulff ist ins Atelier gekommen und hat von meinen zahlreichen Entwürfen eine Überblendung gemacht. Von der Grundidee über die Webtechnik bis hin zum fertigen Parament ist dieser Film eine abgeschlossene Geschichte des Projektes“, erläutert Winner. Wie das Original wird der Film am Reformationstag erstmals zu sehen sein.

Das Bistum Hildesheim und die Landeskirche Braunschweig geben mit dem Reformationsparament wichtige Impulse für die Ökumene. Getragen wird das Kunstprojekt auch von der Braunschweigischen Sparkassenstiftung, der Braunschweigischen Stiftung und der von Veltheim-Stiftung.

Der Gottesdienst im Kloster St. Marienberg in Helmstedt (Klosterstr. 14) beginnt am Mittwoch, 31. Oktober, um 17 Uhr. Beim anschließenden Empfang sprechen die Geschäftsführerin der Paramentenwerkstatt der von Veltheim-Stiftung Mechthild von Veltheim, der Vorstandsvorsitzende der Braunschweigischen Sparkassenstiftung Christoph Schulz sowie Gerd Winner über die Idee, Entstehung und Umsetzung des Kunstprojektes.