Im Einsatz für Frauen in Not

Mit Hartnäckigkeit, Engagement und Charme hat sich Andrea Soßna beim Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Braunschweig jahrzehntelang für Frauen in Not eingesetzt. Nach 40 Jahren geht sie nun in den Ruhestand.

40 Jahre liegt der erste Arbeitstag von Andrea Soßna beim SkF in Braunschweig unter dem Dach des Caritasverbandes zurück – damals noch am Magnitorwall und nicht in der Kasernenstraße. „Meine Aufgabe war es, die Schwangerenberatung und die Schwangerschaftskonfliktberatung zu reaktivieren“, sagt sie.

Als sie direkt nach dem Studium als Sozialarbeiterin beim SkF anfing, gab es außer ihr in der Geschäftsstelle ausschließlich ehrenamtliche Frauen. „Es war für mich immer ein Glück, Ehrenamtliche an der Seite zu haben,“ sagt sie. Sei es für Schreibarbeiten oder z.B. für die Kleiderkammer. Heute gibt es zudem zwei halbe Stellen für Präventionsprojekte.

Diese sind aus ihrer Arbeit heraus entstanden: Frühe Hilfen für Schwangere und frischgebackene Eltern im westlichen Ringgebiet und das Elternpraktikum mit Babysimulatoren. Letztgenanntes Projekt wird seit fast 20 Jahren an Braunschweigs Schulen mit großem Erfolg angeboten.

Den Ausstieg aus der Schwangerenkonfliktberatung 1999 bedauert die Fachfrau: „Man erreicht Frauen in existentiellen Konflikten nicht mehr.“ Sie hatte kein Problem mit der Ausstellung des Beratungsscheines: „Wir haben die Schwangeren immer beraten, wie das Leben mit dem Kind möglich ist.“ Heute suchen 200 bis 250 Schwangere und ihre Familien jährlich die Beratungsstelle auf. Darunter sind etwa 85 % Migrantinnen, fast 90 % der Schwangeren lebten 2021 von Transferleistungen. „Wie kriege ich die Ausbildung mit dem Kind geregelt, ist heute das Hauptproblem der Frauen,“ resümiert die Sozialarbeiterin, „und natürlich nach wie vor die Trennung vom Kindsvater“.

So hat sie fast 33 Jahre lang Gruppenarbeit für Alleinerziehende angeboten, außerdem in den Herbstferien eine einwöchige Urlaubsreise als Auszeit für diese Mütter – und das 30 Jahre lang. Andrea Soßna lobt daher Propst Reinhard Heine, Pfarrer der Gemeinde St. Aegidien. Er habe ihre Arbeit immer unterstützt, so darf der SkF für Gruppentreffen Gemeinderäume kostenlos nutzen und der Propst habe über eine Stiftung für die finanzielle Förderung der Ferienfahrt gesorgt. 

Besonders schwierig kann die Situation für ausländische Studentinnen werden, sollten sie keinen Sozialleistungen in Anspruch nehmen dürfen. Gerade für solch kniffelige Fälle holt sie die Hilfe aus dem Bischofsfonds. Dabei ist ihr auch klar: „Es gibt nicht für jedes Problem eine Lösung, wichtig ist aber, für die Frauen da zu sein.“ Für sie standen immer die Menschen im Mittelpunkt.

Auch nach ihrer vieljährigen Arbeit rühren sie Notsituationen, sie ist nicht in Routine verfallen. Kein Wunder, dass Soßna vielen Frauen in guter Erinnerung bleibt. „Du hast jedem Kind und jeder Mutter voll Zuversicht eine Chance gegeben,“ schreibt eine Mutter Andrea Soßna 30 Jahre nach ihrer Beratung. In einem Restaurant wurde sie kürzlich angesprochen: „Sie sind doch die Frau, die vor 17 Jahren mein Kind auf die Welt gebracht hat.“ „Dabei bin ich keine Hebamme,“ sagt Soßna sichlich gerührt.

„Andrea Soßna war 40 Jahre lang Gesicht des SkF Braunschweig“, steht für die Hildesheimer SkF-Referentin Angela Westermann fest. Sie lobt bei der Verabschiedung ihre fachliche Kompetenz und ihr unbürokratisches hochengagiertes Handeln „mit einem aus meiner Sicht unglaublichen Netzwerk in Kirche und Stadtgesellschaft.“

„Ich freue mich auf das, was kommt, die Weichen sind gestellt,“ resümiert Soßna. Sie will sich künftig verstärkt beim Gesundheitssport engagieren und Kurse ehrenamtlich leiten. Nachhaltig mit Interrail durch Europa touren steht für sie im kommenden Jahr an. „Es gibt jetzt Interrail für Senioren.“

 

Sabine Moser