Als in St. Aegidien Frauenkarneval noch groß gefeiert wurde

Der Helferkreis der Pfarrgemeinde St. Aegidien in Braunschweig hat nach fast 70 Jahren aufgehört. Die Leiterin des Kreises Regina Mittmann blickt auf eine ereignisreiche Zeit zurück.

1951 wurde unter Maria Derx und Propst Franz Frese die neue Gruppe der Frauengemeinschaft kfd (Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands) in der Braunschweiger Pfarrei St. Aegidien gegründet. „Maria Derx war Seelsorgehelferin, so hießen die Gemeindereferentinnen früher“, erzählt Regina Mittmann (87).

Besuche standen auf dem Programm, aber auch Hefte wurden verteilt

Aus der kfd der Gemeinde entstand gleich nach ihrer Gründung der Helferkreis mit 32 Mitgliedern. Die Frauen haben jahrzehntelang Alte und Kranke besucht, hatten dabei immer ein offenes Ohr und dachten an die Seniorengeburtstage in der Gemeinde. Daneben haben sie Hefte wie „Frau und Mutter“, „Missio aktuell“ oder das „Bonifatiusblatt“ ausgeteilt, waren bei der Caritas-Sammlung aktiv, haben Gäste bei großen Kaffeetafeln bewirtet, Veranstaltungen und Feiern – wie den jährlichen Alten- und Krankentag mit mehr als 400 Gästen – organisiert. „Wir haben unglaublich viel gemacht“, berichtet die Seniorin voller Energie.

Um das große Engagement zu würdigen, traf sich Propst Reinhard Heine jedes Jahr mit den Frauen zu einem Dankeschön-Frühstück. Ein Höhepunkt im Jahr war bis weit in die 1990-er Jahre der Frauenkarneval. „Am Altweiberkarneval kamen etwa 150 kostümierte Frauen aus dem ganzen Dekanat. Wir haben zwei Stunden Musik und Büttenreden geboten, auch mal Schlagerparade gemacht. Der Saal im Leisewitzhaus brummte“, erinnert sich Mittmann. „Auch die Frauen von der Magni-Gemeinde haben immer mitgefeiert.“

Die Damen aus der evangelisch-lutherischen Nachbargemeinde seien einheitlich kostümiert in Wäsche und Häubchen von ganz früher gekommen. Auch der frühere Propst Wolfram Trojok habe immer aktiv mitgemacht. „Einmal hat Propst Trojok sogar die Zarah Leander gespielt. Er trug ein Abendkleid, einen großen Hut, eine Pelzboa, lange Handschuhe und Quadratlatschen. Die Gäste haben auf dem Boden gelegen vor Lachen, es war unglaublich“, erzählt die 87-Jährige mit leuchtenden Augen. Propst Trojok und sein Kaplan waren die einzigen Männer, die mitfeiern durften.

Schon im Urlaub hat Regina Mittmann Büttenreden gelernt

Für Weiberkarneval hat sich Regina Mittmann immer lange vorbereitet, bereits ein halbes Jahr vorher im Urlaub Büttenreden gelernt und mit den Frauen aus dem Helferkreis Deko gebastelt.

„Als es uns dann zu viel wurde, haben wir kein großes Fest mehr ausgerichtet. Zu Schluss haben wir uns zusammengesetzt, Pfannkuchen gegessen und nett unterhalten.“ Das sei aber auch schön gewesen.

Regina Mittmann kam zum Helferkreis, als ihr Sohn 1968 zur Erstkommunion ging und übernahm später die Leitung von der Gemeindereferentin. Daneben engagiere sie sich unter anderem im Team der KFD-Leitung. „Ich bin eine geborene Organisatorin, das ist mir in die Wiege gelegt“, sagt die zweifache Mutter und fünffache Großmutter nicht ohne Stolz.

2020 haben die noch acht Frauen des Helferkreises aus Altersgründen aufgehört. „Wir hätten am 31. Dezember geendet, aber durch Corona fielen die Besuche weg, und wir haben eine Punkt gemacht“, so Mittmann.