Häftlinge können zum Segen werden
Die Hilfstransporte der Wolfsburger Pfarrgemeinde St. Christophorus mobilisieren viele Kräfte. Unterstützung gibt es auch von ungewöhnlicher Seite: Häftlinge aus Wolfenbüttel und Braunschweig spenden Geld und beten für den Frieden
Kaum ein Gespräch mit Inhaftierten, kaum eine Gruppe im Rahmen der Gefängnisseelsorge in Wolfenbüttel und Braunschweig findet statt, wo nicht zuerst über den Krieg in der Ukraine gesprochen wird. „Die Sorge und das Mitgefühl sind bei vielen Gefangenen groß“, berichtet Gefängnisseelsorger Markus Galonska. Gleichzeitig sei die Befürchtung deutlich spürbar, dass sich dieser Krieg auch auf Europa ausbreiten könnte. „Die Männer möchten etwas tun können, trotz oder vielleicht sogar wegen der Einschränkung, die eine Inhaftierung mit sich bringt“, beschreibt Galonska die Situation.
Ein Gefangener aus Wolfenbüttel machte den Anfang und bekundete seine Absicht, für die Menschen in der Ukraine spenden zu wollen. Passend dazu erschien ein Artikel über die Hilfsaktionen in der KirchenZeitung, die von der Pfarrei St. Christophorus in Wolfsburg organisiert werden. „Es kommt den Menschen häufig sehr entgegen, wenn sie eine konkrete Adresse kennen, für die sie spenden können“, findet der Seelsorger. So fragten ihn mehrere Gefangene nach dem Spendenkonto von St. Christophorus. Zusammen mit Galonska kümmert sich der evangelische Seelsorger Bernhard Kiy um die Verbreitung der Idee, für die Menschen im Kriegsgebiet zu spenden. „Durch ihre Spende haben Gefangene die Möglichkeit, selbst zum Segen für andere zu werden“, freut sich Galonska.
Nicht alle könnten spenden, da einigen das nötige Geld fehle. Als Alternative oder Ergänzung zur Geldspende bietet die Gefängnisseelsorge Friedensgebete an. „Eine erste Gebetsstunde für den Frieden – nicht nur in der Ukraine, sondern in allen Teilen der Welt, in denen zur Zeit Krieg herrscht, fand bereits gemeinsam mit dem Imam, der als Seelsorger in die JVA kommt, statt,“ erläutert Galonska. Wegen des guten Anklangs sind weitere Friedensgebete in den Anstalten geplant.
pkbs