Freifahrt in den Hitzetod
Malteser Braunschweig zeigten in einem Selbstversuch die Gefahren überhitzter Autos
Braunschweig (mhd). Er kommt auf leisen Sohlen – der Hitzetod im Auto. Wenn das Blechgefängnis zum Backofen wird, steigt die Kerntemperatur und der Mensch wird schläfrig bis zu Apathie und Herzstillstand. In einem kontrollierten Selbstversuch haben die Malteser Braunschweig auf diesen gefährlichen Mechanismus hingewiesen. Kürzlich setzten sie Testpersonen auf dem Kaufland-Parkplatz in Braunschweig-Stöckheim unter medizinischer Aufsicht in einen geschlossenen Wagen. Fazit: Schon nach wenigen Minuten wird es unangenehm.
Im Grunde genommen musste sie einfach nur bequem sitzen, und dennoch war Jessica Krause die Erschöpfung nach rund 25 Minuten deutlich anzusehen. 25 Minuten, in denen sie auf dem Beifahrersitz eines Seat Ibiza die Mittagssonne Braunschweigs erlebt hatte - bei geschlossenen Autofenstern. „Das Atmen fiel mir immer schwerer und ich wurde müde. Außerdem war die Luft sehr unangenehm“, berichtete die junge Apothekerin später, nachdem der Versuch von Franziska und Johannes Ehlert abgebrochen worden war. Das Ehepaar Ehlert – beide ehrenamtlich bei den Maltesern im Sanitätsdienst tätig – hatten Jessica Krause zu Beginn des Versuches an verschiedene Monitore angeschlossen und somit Blutdruck, Puls und Temperatur der Versuchsteilnehmerin immer im Blick. Außerdem konnte sich Krause – auch sie ist ehrenamtlich bei den Maltesern tätig – per Mikrofon nach außen melden und über ihr Befinden berichten. So erlebten interessierte Besucher des Supermarktes live mit, wie die Temperatur im Wagen langsam stieg, während die Laune der Versuchsteilnehmerin deutlich sank. „Allmählich wird es unerträglich“, meldete Jessica Krause schon nach rund zehn Minuten aus dem geschlossenen Wagen.
Ein zweiter Versuch mit dem ehrenamtlichen Malteser Valentino Grein brachte ähnliche Ergebnisse: Heizt sich ein Wagen auf, sinkt der Blutdruck der Insassen, während der Puls steigt und die Gefäße sich weiten. Was tun, wenn man Menschen oder auch Tiere bei hohen Temperaturen in einem geschlossenen Wagen entdeckt? Nico Hollander, Dienststellenleiter der Malteser Braunschweig, kommentierte den Selbstversuch kenntnisreich über Mikrofon und Lautsprecher und wusste Rat: Zuerst prüfen, ob sich eine Türe öffnen lässt. Wenn nicht, an die Scheibe klopfen und die Reaktion prüfen. Sind Tier oder Mensch bereits apathisch: Scheibe einschlagen und Rettungskräfte alarmieren!
Der Selbstversuch „Hitzetod im Auto“ war der erste dieser Art bei den Maltesern. Ideengeber Frank Stautmeister, Stadtbeauftragter der Malteser Braunschweig, wollte damit deutlich machen, wie schnell man in einem heißen Wagen in lebensbedrohliche Situationen kommen kann. „Einige Todesfälle in den vergangenen Wochen haben das wieder sehr deutlich gezeigt“, sagte Stautmeister nachdenklich.