Einfach da und immer für alle zuständig
Zum Jubiläumsfest der Bahnhofsmission in Berlin reisten auch Mitarbeiter aus Braunschweig
Ob Hilfe beim Umsteigen, Begleitung von allein reisenden Kindern beim Programm „Kids on Tour“ oder die Vermittlung von Obdachlosen an Notunterkünfte - die Bahnhofsmissionen bieten an über 100 deutschen Bahnhöfen Menschen Hilfen an. Dabei setzen die ökumenischen Einrichtungen auf ehrenamtliches Engagement und Spenden.
Im Herbst 1894 beginnt die Geschichte der Bahnhofsmission in Deutschland am heutigen Ostbahnhof in Berlin. Sie wurde auf Initiative des evangelischen Pastors Johannes Burckhardt mit dem Anliegen gegründet, junge, arbeitssuchende Mädchen vom Land vor Ausbeutung und Missbrauch zu schützen. Bald entstand ein Netz von Diensten, die auch von jüdischen Organisationen oder dem Roten Kreuz getragen wurden. Bereits 1910 schlossen sich evangelische und katholische Bahnhofsmission als eine der ältesten ökumenischen Initiativen zusammen.
Die Braunschweiger Bahnhofsmission wurde 1905 gegründet, die Anfänge waren evangelisch. Seit den 1920-er Jahren engagiert sich dort auch die Caritas. Heute wird die Einrichtung vom örtlichen Caritasverband und der Diakonie im Braunschweiger Land getragen, die in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn und mit Unterstützung der Stadt tätig ist. Zudem ist sie gut vernetzt mit der Polizei, dem Sicherheitsdienst am Bahnhof, Einrichtungen von Caritas, Diakonie und der Stadt. Die Bahnhofsmission hilft jedem Gast unkompliziert und unterschwellig weiter: Im Aufenthaltsraum gibt es eine Kleinigkeit zu essen, Kaffee und Tee und vor allem ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Menschen. Für eine warme Jacke, trockene Schuhe oder frische Unterwäsche sorgt die Notfallkleiderkammer.
„Die Bahnhofsmission wird von zahlreichen Menschen frequentiert, die es nicht schaffen, einen Termin bei der Caritas zu vereinbaren“, sagt Magdalena Gruber vom Caritasvorstand. Das sei ein Schwerpunkt der Arbeit. „Viele der etwa 40 bis 50 Gäste am Tag kommen aus dem Quartier rund um den Bahnhof und holen sich ein Stück Struktur ab“, ergänzt Rüdiger Wöhlk. Etwa ein Viertel davon sei wohnungslos.
Wöhlk ist langjähriger hauptamtlicher Mitarbeiter des katholischen Wohlfahrtsverbandes. „Vor zehn Jahren haben wir noch mehr als doppelt so viele Reisehilfen geleistet. Flüchtlinge kamen in den vergangenen beiden Jahren kaum noch“, berichtet er über den Wandel der Nachfrage. Auch „Kids on Tour“ werde nur von wenigen Familien gebucht. Häufig hat es die Bahnhofsmission inzwischen mit Menschen zu tun, die nicht die Anforderungen der vorhandenen Hilfsprogramme erfüllen. Bis sich die Zuständigkeiten geklärt haben, bleiben sie hier Gast. Öfter würden Zuständigkeiten hin- und hergeschoben. „Dass eine Behörde sich nicht als Kostenträger für Hilfeleistungen sieht, höre ich häufiger als früher.“
Zum hauptamtlichen Team gehören neben Wöhlk Maria Gottfried von der Diakonie sowie zwei Mitarbeiter über ein Projekt des Jobcenters. Daneben engagieren sich etwa zehn Frauen und Männer ehrenamtlich. „Neue Ehrenamtliche Mitarbeiter sind jederzeit willkommen“, betont Gruber.
Öffnungszeiten:
Geöffnet ist die Bahnhofsmission am Willy-Brandt-Platz 1 von 8 bis 18 Uhr (montags bis freitags) sowie von 14 bis 18 Uhr an Sonn- und Feiertagen. Kontakt: Tel.: 0531 / 74920 oder braunschweig(ät)bahnhofsmission.de