Eheberatung in Corona-Zeiten

Kriselt es in der Beziehung, steht auch jetzt eine persönliche Beratung bei der Ehe-, Familien- Lebensberatung (EFL) in Braunschweig hoch im Kurs. Hilfe per Telefon oder Video wird hingegen nur selten nachgefragt.

Manchen Beziehungen gibt die Corona-Pandemie den Rest, manche Paare schweißt es zusammen. So ist die Erfahrung von Regine Hain und Pater Hans-Albert Gunk von der EFL in Braunschweig. „Zu Hause zu sein ist für die einen Paare richtig gut, für die anderen ist es eine Katastrophe. Wobei gar nicht das Zusammensein das Problem war, sondern die Organisation von Kinderbetreuung und Homeoffice“, berichtet Hain, Leiterin der Braunschweiger Beratungsstelle, von ihren Erfahrungen der vergangenen Monate. Vor allem die lange Schließung der Kindergärten und Schulen im Frühjahr sei zermürbend gewesen und habe zu Streitigkeiten geführt.

Wie Hain hat auch Pater Gunk nicht nur Negatives wahrgenommen: „Ich habe von vielen Paaren gehört, dass es für sie sehr positiv war, sich beim Homeoffice zu Hause alles einteilen zu können. Da kann der Mann auch kochen, während die Frau noch arbeitet.“ Gerade jetzt im Herbst und Winter, wo die Coronainfektionen wieder stark ansteigen, möchte das Team der EFL Paare ermutigen, sich bei Schwierigkeiten in der Beziehung aktiv helfen zu lassen – sei es im Videochat, am Telefon oder im persönlichen Gespräch.

Telefon- und Online- Beratung kaum gefragt

Bereits seit Mai ist auch die Beratung im Leisewitzhaus am Ägidienmarkt wieder möglich. Momentan sieht es hier – trotz Hygienekonzept – wieder relativ normal aus. „Anfangs noch Pflicht, entscheiden sich die meisten Menschen im Gespräch den Mundschutz abzusetzen“, sagt die Eheberaterin. Diese Regeln könnten sich natürlich je nach Infektionsgeschehen ändern.

„Als die persönliche Beratung wieder losging, habe ich mir eine Glasscheibe ins Sprechzimmer gestellt“, sagt Pater Hans Albert ganz pragmatisch. Außerdem setzt er auf moderne Technik: „Ich habe jetzt auch einen Luftreiniger. In einer Stunde reinigt er zweimal die Luft und reduziert so die Aerosole drastisch.“

Während des Lockdowns war die EFL nur telefonisch erreichbar, Beratung per Telefon und Video wurde eher spärlich nachgefragt. „Ich hatte den Eindruck, viele haben abgewartet oder waren zu beschäftigt mit ihren Kindern und der Arbeit. Als wir wieder aufmachen konnten, stabilisierten sich die Anmeldezahlen sehr schnell“, berichtet Hain. Dabei hätten sich die Probleme nicht geändert. Sehr viel Streit, Vorwürfe und Missverständnisse sowie Kommunikationsprobleme seien weiterhin auf der Tagesordnung ihrer Klienten. Eine Zunahme häuslicher Gewalt konnten das Team für ihre Beratungsstelle bislang nicht feststellen.

Gerade in dieser nicht ganz normalen Zeit rät die EFL den Menschen, sich Freiräume zu schaffen – örtlich wie zeitlich. Dazu gehört nicht nur der eigene Ort oder der eigene Raum fürs Arbeiten, sondern etwas konkret für sich selbst zu tun. „Wenn meine Chorprobe beispielsweise noch immer nicht stattfindet, könnte ich an diesem Abend trotzdem etwas für mich machen“, empfiehlt Hain.

„Man muss den Raum neu definieren. Sich abzugrenzen ist immer mit Verlustangst verbunden“, erklärt der Dominikaner das nicht ganz einfache Unterfangen. Dafür brauche es neue Spielregeln. Und Paaren rät er, sich besonders damit auseinanderzusetzen, was das Gemeinsame ist und wie sie dies dann auch gemeinsam gestalten können.

Mehr Infos und Anmeldung unter:
info@eheberatung-braunschweig.de oder Telefon: 05 31 / 12 69 34.