Die gute Seele von St. Hedwig

Die ehemalige Pfarrsekretärin Waltraud Hylla war schon bei der Kirchweihe vor 60 Jahren in Braunschweig-Rüningen dabei

Mit der katholischen Kirche St. Hedwig in Rüningen und deren Geschichte kennt sich Waltraud Hylla bestens aus: „Ich verbinde mit St. Hedwig sehr viel, weil ich schon von Anfang an hier bin.“ Die 79-Jährige hat den ersten Spatenstich miterlebt, war bei der Weihe am 19. Mai 1957 dabei und weiß noch, dass die Glocken bereits zwei Monate zuvor geweiht wurden.

In ihre mehr als 20-jährige Zeit als Pfarrsekretärin fällt die Pfarrheimerweiterung Mitte der 80er Jahre. Bei vielen Ereignissen erinnert sie sich noch den genauen Termin. Auch daran, dass der erste Pfarrer der Gemeinde, Priester Paul Rieger, mit einem Kirchenmodell herumging, um Geld für Kirche und Grundstück zu sammeln. Unterstützt wurde der aus Schlesien stammende Geistliche von den zahlreichen Heimatvertriebenen.

Kürzlich feierte die Gemeinde das 60-jährige Bestehen von St. Hedwig. Zu diesem kleinsten Kirchort der Pfarrgemeinde St. Bernward gehören auch die Filialkirchen St. Heinrich und Heilige Dreifaltigkeit. Seit September ist Stefan Mispagel dort Pfarrer.

Waltraud Hylla lebt seit 1954 im Gemeindegebiet von St. Hedwig, das sich auch Broitzem und in die Gartenstadt erstreckt. Hylla trägt viele schöne Erinnerungen in sich: an die Romfahrt mit Pfarrer Alexius Nowak, an Karnevalsfeste und Gemeindefeiern. „Meine ganze Familie ist hier verwurzelt“, sagt sie.

Veränderungen und Neuerungen macht sie an den Pfarrern fest. Sieben Geistliche hat sie als Pfarrsekretärin von 1977 bis 1998 erlebt und noch bis vor drei Jahren die Frauengruppe geleitet, die sie 1977 gründete. Auch heute ist sie dabei, wenn sich die Frauen jeden zweiten Mittwoch im Monat zur Feier der Heiligen Messe und dem anschließenden Frühstück im Pfarrheim treffen. „Wir haben dann immer einen Referenten. In den ersten Jahren kam der Pfarrer; später haben wir auch selbst ein religiöses Thema erarbeitet“, erläutert sie.

Pfarrer Nowak war bis 1997 der letzte Pfarrer, der ausschließlich für St. Hedwig zuständig war. 2006  folgte die Fusion mit den  Gemeinden Heilige Dreifaltigkeit in Stöckheim, St. Bernward und St. Heinrich. Heute gehören zur gesamten Gemeinde St. Bernward etwa 6200 Gläubige, davon ein gutes Viertel zu St. Hewig.

„Früher hatten wir viele Kinder in der Gemeinde“, erzählt sie. Durch die Fusion sind die Erstkommunionen nur noch in St. Bernward und St. Heinrich, das bedauert sie sehr. Auch das Pfarrbüro in St. Hedwig sei nur noch einmal pro Woche besetzt ist: „Ich habe 30 Stunden pro Woche gearbeitet. Neben Büroarbeiten machte ich Hausbesuche, organisierte für kranke Pfarrer Vertretungen, habe Kommunions- und Firmunterricht gegeben.“ Vor allem war sie Ansprechpartnern für die Menschen - die gute Seele von St. Hedwig.

„Nicht alles war früher besser, aber der Zusammenhalt auf jeden Fall“, resümiert sie. Hylla versucht in allem das Gute zu sehen: „Wir haben Glück, dass wir noch einmal einen neuen Pfarrer bekommen haben und dass wir jeden Sonntag um 9.30 Uhr einen Gottesdienst haben.“

Sabine Moser