Den Gerüchen von Menschen auf der Spur

In der Rettungshundestaffel der Malterser in Braunschweig engagieren sich Ehrenamtliche mit ihren Hunden, um Vermisste aufzuspüren.

Taiga hat ein braunes und ein blaues Auge, liebt lange Spaziergänge und Zeit mit ihrem Frauchen Katharina Rose, ihr Plüschkrokodil „Croco“ und „Flop“, einen Ball an der Schnur. Wenn ein Kind verloren geht oder ein demenziell erkrankter Altenheimbewohner den Weg nicht nach Hause zurück findet, geht der ausgeglichene Australian Shepherd/Golden Retriever-Mix mit der Rettungshundestaffel der Malteser in Braunschweig auf die Suche. Zurzeit sind hier 19 Menschen mit ihren privaten Hunden ehrenamtlich aktiv.

Taiga arbeitet seit 2011 als Flächensuchhund, da war sie gerade mal ein halbes Jahr alt. Und weil nicht jeder, der da gesucht wird, gut riecht, haben sich die Spürnasen der Staffel mit ihren Haltern und dem erfahrenen Rettungshundecoach Dirk Fellechner kürzlich ein verlängertes Wochenende lang auf dem Gelände des Technischen Hilfswerkes in Braunschweig zu einem Spezialtraining getroffen.

„So können Hunde durchaus eine Abneigung gegen alkoholisierte Personen haben“, sagt Rettungshundeführer Patrick Lindemann. Problem dabei kann sein, dass sie eine solche Person bei der Suche dann nicht anzeigen und der Mensch in Not nicht rechtzeitig gefunden wird. Auch andere ungewohnte, intensive Geruchserlebnisse wie Blut oder Erbrochenes können zu einem fehlenden Ergebnis führen. Beim Training wurden die Tiere mit Geruchsproben positiv an solche Gerüche herangeführt. Im Klartext: Sie wurden fürs Auffinden großzügig belohnt – und das je nach Geschmack des Hundes mit dem Lieblingsleckerli oder einem Spielzeug.

Lindemann ist seit mehr als zwei Jahren bei den Maltesern Ausbildungsleiter für Personensuchhunde, den so genannten „Mantrailern“. Diese Tiere bekommen einen Geruchsträger eines bestimmten Menschen – das kann ein Schuh oder ein Taschentuch sein – und suchen individuell diese Person.

Zur zweiten Suchsparte in der Braunschweiger Rettungshundestaffel gehören die Flächensucher. „Jeden Menschen anzeigen, der sich in der Fläche befindet“, beschreibt Patrick Lindemann deren Ziel.

Damit die Suche effizient verläuft, ist dem Trainer die Zusammenarbeit beider Sparten ganz wichtig. Ein Mantrailer verfolgt die Spur einer vermissten Person angeleint mit seinem Hundeführer bis zum Wald oder Ufer. Im unwegsameren Gelände übernehmen dann – ohne Leine – die Flächensuchhunde. Vor einer besonderen geruchlichen Herausforderung stehen die Tiere, wenn sie einen Toten finden.

„Leichen darf nur die Polizei suchen. Wir werden nur bei Vermisstenmeldungen alarmiert und gehen nur von lebenden Personen aus“, betont Lindemann ausdrücklich. Trotzdem trete so ein Fall gelegentlich ein.

„Für unsere Hunde ist es superwichtig, sich an so viele Gerüche wie möglich zu gewöhnen“, resümiert der Personensuchhundetrainer engagiert. Er hält selbst zwei Rettungshunde.

Zweieinhalb bis drei Jahre dauert die Ausbildung zum Rettungshund. Auch danach trainieren die Mensch-Hunde-Teams zwei- bis dreimal wöchentlich, damit sie im Einsatz fit sind.

Sabine Moser