Braunschweiger Studentenverein Cheruscia in neuem Domizil

Der katholische Verein bietet seit dem Wintersemester für Studenten neue Zimmer in der Helmstedter Straße.

Neue Stadt, neue Uni, neue Leute – gerade im Moment ist das für viele junge Menschen wegen Corona doppelt schwierig. „Wenn man neu zum Studium nach Braunschweig kommt, ist es schön, in ein Umfeld zu kommen, wo man nicht alleine steht“, findet Thomas Pongratz. Pongratz ist erster Vorsitzender des seit 1921 bestehenden katholischen Studentenvereins Cheruscia. Katholisch sein ist keine Voraussetzung. „Wir legen Wert darauf, dass unsere Mitglieder einen christlichen Hintergrund haben“, betont er. So gehörten der Semesteranfangs- und der Semesterabschlussgottesdienst zum festen Programm – zumindest außerhalb von Corona. Cheruscia ist eine Verbindung im Katholischen Kartellverband (KV), die keine Farben trägt und nichtschlagend ist. „Wir machen kein studentisches Fechten, wie man das von Corps und Burschenschaften kennt.“

Der Alumni ist froh, dass der Verein Studenten wieder günstige Zimmer anbieten kann, nachdem das seit 1965 bewohnte und betreute Haus im Univiertel Ende 2020 geräumt werden musste. Durch Zeitungsberichte habe der jetzige Vermieter dem Verein sein inzwischen frisch renoviertes Haus zur Miete angeboten. Nun werden den Studenten acht geräumige helle Zimmer, aufgeteilt in zwei Vierer WGs mit modern eingerichteten Gemeinschaftsküchen, Bädern und einem Raum für kleinere Veranstaltungen geboten. „Damit haben wir annähernd die Kapazität des alten Wohnheims mit elf Zimmern.“ Nur der große Veranstaltungssaal von früher fehle.

Die Mieten für die jungen Leute sind vergleichsweise günstig, weil sie vom Verein bezuschusst werden. „Bei uns wie bei allen anderen Verbindungen auch, gilt das so genannte Lebensbundprinzip“, erläutert Pongratz. Tritt der Hausbewohner nach einer Bedenkzeit von mindestens einem Semester in die Verbindung ein, wird er aktiver Student, nach dem Studium tritt er in die Altherrenschaft über und bezuschusst mit seinem Jahresbeitrag die neuen Studenten. Aktuell habe man so um die 150-170 Mitglieder, die weltweit im Berufsleben stehen. Das Netzwerk der Altherren hilft durchaus auch bei der Suche nach einem Praktikums- oder Arbeitsplatz.

Immer wieder Thema bei Verbandstagungen ist die Frage, ob man sich in Zukunft auch für Studentinnen öffnen solle. Der Braunschweiger Verein bezeichnet sich als offen dafür und hat nur positive Erfahrungen gemacht, wenn beispielsweise eine Studentin während des Praktikums im Haus wohnte. „Wir konnten uns bisher nicht gegen die Vereine im Katholischen Kartellverband KV durchsetzen, die dagegen sind“, bedauert er.

Den Studenten wird aber nicht nur eine günstige Bude geboten, die Hausgemeinschaft gestaltet selbst ein buntes Semesterprogram. Dazu kommen einige jährliche Veranstaltungen. „Rund um Fronleichnam haben wir unser Stiftungsfest. 2021 wäre das der 100. Geburtstag gewesen, ist leider wegen Corona ausgefallen“, berichtet Pongratz und hofft dieses Fest 2022 nachholen zu können. Am Samstag nach Nikolaus ist dann immer die „Nikolauskneipe“ – ein feierlicher Abend mit Programm – angesagt. Außerdem haben die Aktiven einmal im Monat einen Konvent, in dem alles besprochen wird. Das Stiftungsfest oder die Harzwanderung im Sommer ist auch für die Familie, Freundinnen und Freunde offen. „Es ist uns generell wichtig, dass wir kein abgeschotteter Club sind“, sagt Pongratz. Er persönlich ist über Familienveranstaltungen mit dem Verein in Kontakt gekommen. „Mein Vater ist auch Mitglied und ich laufe bei dem Verein im Prinzip mit, seit ich laufen kann.“

Wer sich für ein Studentenzimmer interessiert, kann sich unter heimverein(ät)cheruscia-braunschweig.de oder Tel.: 0176 / 21054897 an den Heimverein wenden.

 

Sabine Moser