Bischof Wilmer setzt Dialog mit knapp 400 Gläubigen in Braunschweig fort

Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ möchte in seinem ersten Jahr als Hildesheimer Bischof mit möglichst vielen Gläubigen ins Gespräch kommen und erfahren, was sie bewegt. Deshalb lädt er Katholiken in verschiedenen Orten im Bistum Hildesheim zum Dialog ein. Gestern traf er sich mit knapp 400 Gläubigen in Braunschweig in der übervollen St. Christophorus-Kirche.

„Gehilfen zu eurer Freude“ hatte Bischof Wilmer bei seiner Weihe als Motto ausgewählt. Nun will er von den Katholikinnen und Katholiken wissen: „Wie kann es uns als Getaufte gelingen, etwas von dieser Freude weiterzugeben?“ Besonders die Frage „Wie können wir heute das Evangelium bezeugen?“ stellte er in den Fokus des Abends.

Die Menschen nahmen die Gelegenheit zum Dialog wahr, stellten Fragen, gaben Anregungen und äußerten Wünsche. Anschließend hatte der Bischof für jede und jeden eine Antwort parat.

An dem Abend geht es dem 57-Jährigen auch darum, wie das Bistum in Zukunft gesteuert werden soll. Partizipation ist ihm dabei eine wichtige Leitlinie. Daneben soll sich das Bistum bei allen Erneuerungen auf die Bibel besinnen und er betont, Orte der Glaubenserfahrung sind wichtiger als bloße Theorie. Auch dem Thema der sexualisierten Gewalt stellte er sich: „Im Zentrum geht es nicht um den guten Ruf, sondern um den Menschen, um Arme und Ärmste.“

Eine Frau hakte nach. Sie wollte genau wissen, wie mit verurteilten Priestern nach ihrer Haftentlassung umgegangen wird, schließlich gelte das Gebot der Nächstenliebe für jeden Menschen. Bischof Wilmer entgegnete, dass diese Männer den Priesterstatus und jeglichen Pensionsanspruch verloren hätten. Sie bekämen jedoch eine monatliche Unterstützung geringfügig über dem Hartz-IV-Satz.

Neben Fragen zur Jugendarbeit, moderner Verkündigung, Friedensarbeit, Armut, dem Mangel an Gemeindereferentinnen und der Spannung zwischen Wissenschaft und Religion kreisten zahlreiche Beiträge um die Rolle der Frau in der katholischen Kirche. Seine Aussage „Die Rolle der Frau in der Kirche muss grundsätzlich neu bedacht werden“, brachte Bischof Wilmer viel Beifall.

„Manchmal wünscht man sich schnellere und mehr Schritte“. Er rief die Gläubigen zur Geduld auf, da er bei zu schneller Erneuerung, Gefahren eines Zerfalls für die weltumspannende katholische Kirche sieht. Gleichzeitig betont er auch Erfolge. So ist mit Dr. Dagmar Stoltmann-Lukas erstmals eine Frau in der 1200-jährigen Geschichte des Bistums Hildesheim die persönlichen Referentin eines Bischofs.

Einen Impuls, was geistliches Leben heute bedeutet, setzte Pater Hans-Albert Gunk vom Braunschweiger Dominikanerkloster vor Beginn der Fragerunde. Geistliches Leben sei keine spirituelle Sonderwelt, sagte der Pater. „Menschen als einzelne Personen wahrnehmen, ihnen ins Gesicht schauen, das hat mit geistlichem Leben zu tun.“ Er forderte: „Liebe deinen Nächsten, obwohl er nicht ist wie du selbst.“

Heute Abend setzt Bischof Wilmer seinen Dialog mit den Gläubigen in Göttingen fort.

 

Stimmern der Gläubigen zum Dialog mit Bischof Willmer:

Hans-Joachim Haardt (73), Gemeinde St. Cyriakus in Braunschweig: 
„Der Bischof hat gesagt hat, dass das Bistum Leitlinien entwickelt hat, die zeigen, wo es lang gehen soll. Das ist wichtig für uns. Ich habe den jugendlichen Elan des Bischofs gespürt. Das hat mir sehr gut getan und ich hoffe, dass er sich durchsetzen kann – auch bei den Mitbrüdern im Bischofsamt, die ja nicht ganz so auf seiner Linie sind. Wir haben ja einiges schon in der Presse lesen können.“

Heike Willner (49), Gemeinde St. Aegidien in Braunschweig: 
„Ganz viel Hoffnung nehme ich mit, dass sich doch viele Sachen ändern werden, so dass die Kirche im Leben der Menschen mehr ankommt. Und ich glaube, dass der Bischof ganz viele Sachen anstoßen wird, die wir in der Basis so schon länger erwarten, zum Beispiel das Thema Homosexualität.“

Christian Leitner (34), engagiert ich beim BDKJ in Braunschweig: 
„Prinzipiell fand ich die Veranstaltung relativ gut. Die erste Stunde war sehr trocken, etwas frontal. Die Leute konnten aber gut vortragen, was sie persönlich bewegt, auch, was sie in der Kirche stört. Bischof Wilmer ist sehr gut darauf eingegangen und hat die Fragen zur Zufriedenheit beantwortet. Ich nehme für mich persönlich mit, dass der Bischof meint, die Jugendarbeit läuft gut. Da bin ich ein bisschen anderer Meinung. Das wird sich aber sicher noch klären. Der BDKJ ist im ihm im Gespräch.“

Heinrich Paquet, Rheinländer, der seit fast 30 Jahren in Braunschweig lebt, Gemeinde St. Marien: „Ich erlebe ihn als Bischof zum Anfassen. In meinem ganzen Leben ist mir das so nicht vorgekommen. Er macht wahr, was er gesagt und angekündigt hat. Er bleibt nahe bei den Menschen.“

 

Sabine Moser