Bienenfreundlich auf dem katholischen Friedhof

Lebensräume für Wildbienen lassen sich auch durch entsprechende Grabgestaltung schaffen. In Braunschweig läuft ein Projekt gegen das Insektensterben in Kooperation mit der Gärtnerei Spittel seit einem Jahr. Hier wird gerade die Akzeptanz getestet.

Die Angst vor dem Wildbienensterben und dem Rückgang der Insekten insgesamt erschreckt viele Menschen: Nicht auszudenken, wenn sie als Bestäuber unserer Nutzpflanzen ausfallen würden. Laut BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) sind allein von den über 340 Wildbienenarten in Niedersachsen zwei Drittel stark gefährdet, teilweise gar vom Aussterben bedroht. Damit es bei uns weiterhin summt, entstehen vielerorts kleinere oder größere Projekte. So auch auf dem katholischen Friedhof in Braunschweig.

Gut für Friedhofsbesucher sichtbar direkt gegenüber der Friedhofskapelle im Franz-Freese-Weg hat die Gärtnerei Spittel auf einer kleinen Freifläche im vergangenen Jahr ein Bienengarten angelegt. Hier wachsen ausgesuchte Zwiebelblumen, Stauden und Gehölze – mit ihrer reichhaltigen Pollen- und Nektarproduktion ideale Futterpflanzen für die Bienen. „Wir als Verwaltung haben den Platz kostenlos zur Verfügung gestellt. Inzwischen wurde noch ein Insektenhotel vom Kindergarten Liliput und eine Erklärtafel aufgestellt“, sagt Friedhofsverwalter Karl Kroj.

Auf der Tafel erfahren die Besucher, dass es sich um einen Bienengarten und nicht und nicht um Unkraut handelt. Da der Boden nur mit den Händen und nicht mit der Hacke bearbeitet werden darf, könne es auch mal etwas wild aussehen. „Sonst zerstört man womöglich die Ausgänge der Erdbiene“, betont Kroj. „Wenn man normale Gräber in der Nähe hat, entsteht Konfliktpotential, denn die Gräser, die sich selbst aussäen, kennen keine Grenzen“, gibt Kroj zu bedenken und findet einen Mindestabstand zu herkömmlichen Gräbern wichtig.

Da „Wildwuchs“ nicht jedem gefällt, soll während einer fünfjährigen Projektdauer erst einmal die Akzeptanz getestet werden. An dem Projekt der Treuhandstelle für Dauergrabpflege haben sich Friedhofsgärtner aus Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Bremen bereit erklärt, die ökologischen Nischen auf eigene Kosten zu betreuen. Bei der Friedhofsverwaltung gab es bislang kaum Resonanz zum Bienengarten. Anders sieht es jedoch bei der Gärtnerei Spittel aus.

„Drei, vier Gräber haben wir bereits bienenfreundlich gestaltet“, sagt Julia Spittel-Dimitrijevic, die sich auch im Pastoralrat der Gemeinde St. Aegidien engagiert. Da ist klar noch Luft nach oben. „Eigentlich kommt die alternative Grabgestaltung nur zur Sprache, wenn wir sie unseren Kunden die bewusst anbieten. Dann stoßen wir auf großes Interesse.“

Weitere Infos zum Projekt unter: www.bienengartenpate.de

 

Sabine Moser