Aus Liebe zum Menschen

Marion Pöhl (60) arbeitet seit 40 Jahren bei der Caritas-Sozialstation in Braunschweig. Die herausfordernde Arbeit ist für die examinierte Altenpflegerin bis heute ihr Traumjob.

Marion Pöhl pflegt hilfsbedürftige Menschen zu Hause, hilft beim Duschen, verteilt Medikamente, legt Kompressionsstrümpfe oder Verbände an - etwa zehn bis zwölf Patienten versorgt die Altenpflegerin von der Caritas-Sozialstation auf einer Tour durch die Innenstadt oder Stadtteile wie Stöckheim und den Heidberg. Während der Besuche oder anschließend dokumentiert sie noch all ihre Tätigkeiten, organisiert die Teilnahme an Selbsthilfe- oder Demenzgruppen.

„Oft sind wir der einzige Ansprechpartner, die Leute wissen es schon zu schätzen, dass sie nur durch uns in ihrem häuslichen Bereich bleiben können“, erzählt die Braunschweigerin. Ein Vertrauensverhältnis sei hier unabdingbar.

„Für mich war nach der Schule klar, ich gehe in die Pflege“, erzählt Pöhl. Gleich nach ihrer Ausbildung zur Altenpflegerin in Hannover Anfang der 1980-er Jahre hat die damals 19-Jährige eine einzige Bewerbung abgeschickt: An die Sozialstation der Caritas ihrer Heimatstadt. Sie kam, um zu bleiben.

„Im Ambulanten kann man mehr auf die persönlichen Bedürfnisse der Menschen eingehen als im Altenheim“, findet sie. Gut gefällt der Fachfrau auch das nette Miteinander im etwa 25-köpfigen Team. Einige Kollegen seien schon Jahrzehnte mit dabei. „Etwa sieben Jahre Verweildauer rechnet man heute in diesem Beruf, nicht so bei der Caritas in Braunschweig“, wirbt Pöhl für ihren Arbeitgeber.

„Auf 40 Jahre im Beruf sind wir als Caritasverband sehr stolz“, betont Caritasvorstand Dr. Marcus Kröckel. Dabei gebe es noch weitere so langjährige Mitarbeiter. Kröckel war kürzlich selbst bei einer Tour dabei, um sich ein Bild von der Arbeit machen zu können. „Es ist keine einfache, aber sehr dankenswerte Aufgabe“, resümiert er.

In den letzten Jahrzehnten sind die Herausforderungen nicht zuletzt wegen höherem Pflegebedarf und einem Mangel an Pflegekräften gestiegen. Als Einschnitt empfindet Pöhl die Einführung der Pflegeversicherung 1995. „Man hatte vorher einen persönlicheren Bezug zu den Menschen, weniger Zeitdruck und musste nicht alles dokumentieren“, findet sie. Wurde die Pflege bis 1995 meist von Stadt, Krankenkasse oder Sozialamt bezahlt, bekamen die Patienten plötzlich eine Rechnung. Das habe das Verhältnis wohl abgekühlt. „Es hat eine Zeit gedauert, bis es sich wieder normalisiert hat.“ Auch Corona habe einiges geändert. „Es ist mühsam, den ganzen Vormittag in den warmen Badezimmern mit Maske zu arbeiten, aber man gewöhnt sich daran.“

Heutzutage stehen im Gegensatz zu früher in den Wohnungen Hilfsmittel wie Krankenbetten oder Badewannenlifter bereit. „Es erleichtert die Arbeit ungemein, nicht mehr in Ehebetten herumklettern zu müssen.“

„Wir tun als Verband alles, um die Arbeit mit den entsprechenden Hilfsmitteln möglichst einfach zu gestalten. Auch bei der Fahrzeugauswahl wird auf Comfort geachtet“, betont Kröckel. Schließlich wolle man gute Kräfte gewinnen. Um noch digitaler und effizienter zu werden, sei zurzeit ein Projekt mit Tablets in Planung.

Marion Pohl hat ihre Berufswahl nie bereut. „Ich würde es wieder tun“, sagt sie mit leuchtenden Augen. Sie tut ihre Arbeit aus Liebe zu den Menschen. Ihr Patentrezept: „Man darf keine Berührungsängste haben und muss lernen, nach der Arbeit abzuschalten.“

 

Sabine Moser