Asuna hilft Prostituierten beim Ausstieg

Die Beratungsstelle am Spohrplatz in Braunschweig  will den Frauen eine selbstbestimmte Zukunft ermöglichen.

Die Beratungsstelle Asuna steht für Ausstieg aus der Prostitution und Neuanfang. Dagmar Paul-Siller und Sorca O’ Donovan unterstützen bei diesem Projekt die Frauen anonym und kostenlos. Sie wollen ihnen außerhalb des Milieus ein selbstbestimmtes und würdevolles Leben ermöglichen. So helfen die Beraterinnen bei der Suche nach Arbeit, einer sicheren Wohnung, melden beim Deutschkurs an, beraten bei Schulden, unterstützen beim Antrag von Sozialleistungen, der Krankenversicherung oder bei der Rückkehr ins Heimatland.

„Es geht immer um jede einzelne Frau“, betont Paul-Siller. Deshalb sei es wichtig, Vertrauen zu den überwiegend ausländischen Frauen aufzubauen und ihren inneren Plan herauszuhören: „Ohne Dolmetscherin geht gar nichts.“ Die meisten Frauen kommen aus Osteuropa, Lateinamerika oder Asien und sind der finanzielle Rückhalt ihrer Familien. Sie sprechen oft nur wenige Worte Deutsch und kennen ihre Rechte nicht, einige leben jahrzehntelang in einer „Blase“. „Sie wissen zum Teil nicht, in welcher Stadt sie sind, in welchem sozialpolitischen System sie sich aufhalten, können oft nicht lesen und schreiben. Ihnen wurde gesagt, dass sie das Land verlassen und in ihre Armut zurückgehen müssen, wenn sie aussteigen“, sagt Paul-Siller. Daher hadern einige Frauen mit einem Neuanfang und bevorzugen „das bekannte Unglück vor dem unbekannten Glück“, wie Luca Lehmann von Solwodi aus Erfahrung beschreibt.

Asuna wird von der Stadt Braunschweig gefördert und steht unter der Trägerschaft von Solwodi, einem gemeinnützigen überkonfessionellen Verein, der sich in Deutschland für Frauen in Not mit Migrations- oder Fluchthintergrund einsetzt. Seit 1. Juli 2021 läuft das Projekt. „Im letzten Jahr hatten wir Anfragen von 20 Klientinnen. Als Solwodi haben wir Aussteigerinnen immer schon geholfen und daher acht Frauen mit ins Projekt gebracht,“ erläutert Paul-Siller.

So betreut der Verein seit knapp 20 Jahren eine Ausstiegswohnung. 2022 bekam die Beratungsstelle bislang 37 Anfragen, aktiv begleitet werden momentan 16 Frauen. „Asuna ist aus der Arbeit heraus entstanden, weil die Übergänge von offensichtlicher Zwangsprostitution und `freiwilliger` Prostitution fließend sind“, sagt Ordensschwester Paula Fiebag von Solwodi. Wie viele Frauen in Braunschweig ihren Körper verkaufen, könne man nur schätzen. So werden in der Bruchstraße 210 Zimmer an Prostituierte vermietet, dazu komme die Wohnungsprostitution. „70 Prozent der Frauen in der Bruchstraße sind nur wenige Wochen da, sie werden deutschlandweit ,herumgereicht’“, so die Beraterin. Nur ein kleiner Teil der Frauen sei langfristig in Braunschweig.

An die Infos über Asuna kommen die Prostituierten überwiegend von den Mitarbeiterinnen vom Gesundheitsamt – von der Abteilung Infektionsschutz und den Streetworkern auf der Bruchstraße. Es melden sich aber auch andere Beratungsstellen, Freier und Ehrenamtliche, die während der Corona-Zeit Frauen auf der Bruchstraße mit Lebensmitteln versorgt hatten. Schwester Paula hofft, dass durch die neue Kontaktstelle „KlaRissa“ des Caritasverbandes in der Leopoldstraße Asuna unter den Prostituierten noch bekannter wird. Neben dem Gesundheitsamt und Asuna finden Prostituierte bei Solwodi und „KlaRissa“ Ansprechpartnerinnen und Hilfen.

Kontakt: Projekt Asuna, Spohrplatz 8, offene Sprechstunde: dienstags und donnerstags 12 bis 15 Uhr oder nach Vereinbarung: (0531) 70201631, asuna(ät)solwodi.de

 

Sabine Moser