Aktion „Petrus hilft“ in Wolfenbüttel sucht Unterstützung

177 gepackte Stoffbeutel stehen im Keller des Roncallihauses. Es gibt zwei Varianten: Lebensmitteltüten mit Fleisch und Tüten mit vegetarischem Inhalt für die Menschen, die aus ethischen oder religiösen Gründen generell auf den Verzehr von Fleisch oder auf bestimmte Fleischsorten verzichten. Rund vier Stunden haben fünf ehrenamtliche Helferinnen und Helfer die gelieferten Lebensmittel für die Aktion „Petrus hilft“ der Pfarrei St. Petrus zusammengestellt, sortiert und in die Stoffbeutel verpackt. Das tun sie seit mehr als neun Monaten jede zweite Woche.

„Es ist kaum vorzustellen, wie viele Konserven, Toastscheiben, Nudel- oder Reispakete, Äpfel und süße Leckereien in dieser Zeit schon durch ihre Hände gegangen sind“, sagt Linda Menniger, Pastoralassistentin in der Gemeinde St. Petrus. Die Ehrenamtlichen sagen, sie tun es gerne. „Und mit viel Liebe“, betont Menniger.

„Seit dem vergangenen Jahr ist die Lebensmittelausgabe für bedürftige Menschen vielleicht einer der wenigen Bereiche, in denen Engagierte in der Pfarrei St. Petrus ehrenamtlich auch unter Pandemiebedingungen gemeinsam aktiv sein können,“ findet sie. Es gehe ihnen um die Sache. Darum, dass Menschen, die pandemiebedingt in eine finanzielle Notlage geraten sind oder deren Not unter dem Brennglas der Pandemie erst sichtbar geworden ist, eine Unterstützung erhalten und erfahren, dass sie gesehen werden. Die Engagierten wollen ihren Teil dazu beitragen, dass die Not gelindert wird. „Mehr als eine Linderung kann die Lebensmittelausgabe materiell gesehen häufig nicht leisten“, sagt die Pastoralassistentin. In einer Woche ist es ein Stoffbeutel, gefüllt mit unterschiedlichen Lebensmitteln, manchmal auch Hygieneprodukten und FFP2-Masken im Wert von rund 15 €. In der nächsten Woche erhalten die 177 Haushalte - Einzelpersonen wie Familien - einen Lebensmittelgutschein im Wert von 10 €.

Als Dankeschön ein Aquarell der St.-Petrus-Kirche

Und doch ist das Projekt „Petrus hilft“ mehr als eine Lebensmittelvergabe. Es ist ein Netzwerk der Solidarität von Menschen, die der Wunsch verbindet, dass alle Menschen in Stadt und Landkreis das bekommen, was sie zu einem guten Leben brauchen: Eine Unterstützung, einen Blick der Zuwendung, ein gutes Wort, das während der Ausgabe nicht nur von den Ehrenamtlichen ausgeht. Oft sind es die Unterstützung suchenden Menschen selbst, die einander oder die Ehrenamtlichen mit einem Wort oder einem Lächeln beschenken. „Nun gab es eine besondere Überraschung: Einer der Unterstützung Suchenden malte ein Aquarell der St.-Petrus-Kirche und schenkte es den Helfern“, berichtet die Theologin.

Unter den rund 180 Personen, die jeden Freitag zum Roncallihaus kommen, finden sich unterschiedliche Biografien und Lebensschicksale. Manche werden in einem kurzen Gespräch geteilt, andere lassen sich nur in den Gesichtern erahnen. Es sind Geschichten von Menschen, die vor großen Herausforderungen stehen: Vor Arbeitslosigkeit, Krankheit, familiären Problemen, Flucht und Migration, vor Alkohol- oder Drogenabhängigkeit oder der Entlassung aus der Haft. Diese Geschichten verändern die Ehrenamtlichen. „Sie verändern den Blick, mit dem sie durch die Stadt gehen und unter den Menschen, die ihnen dort begegnen, plötzlich vertraute Gesichter wahrnehmen und füreinander sichtbar werden“, so Menniger.

Diese Solidarität verbindet nicht nur die Ehrenamtlichen mit den Personen, die Unterstützung suchen. In den vergangenen Monaten haben sich unterschiedlichste Partner für das Projekt ansprechen lassen: private Spender innerhalb und außerhalb der Pfarrei, die Caritas, die Stadt Wolfenbüttel sowie die Ökumenische Suppenküche, die ihrerseits nicht nur selbst weiterhin für die Gäste der Suppenküche da ist, sondern auch die Initiative „Petrus hilft“ finanziell unterstützt hat. „Und es gibt die vielen häufig anonymen Unterstützer*innen, die liebevoll verpackte Lebensmittelspenden oder kurz vor Ostern mehr als hundert Pakete frische Eier in der Petrus-Kirche abgelegt haben“, berichtet Menniger.

Bisher konnte die Finanzierung des Projektes pfarreiintern auf Beschluss des Kirchenvorstandes aus dem Vermögen einer Erbschaft sichergestellt werden. Doch bei der wachsenden Zahl an Unterstützungsanfragen und unter der Perspektive einer andauernden Pandemie neigt sich die finanzielle Reserve dem Ende entgegen. Aus diesem Grund hat die Pfarrei seit dem 30. April das Verteilungsmodell umgestellt. Um eine längerfristige Versorgung aller Menschen zu garantieren, müsse die Ausgabe jetzt auf wöchentlich 75 Lebensmitteltüten beschränkt werden. Die Pfarrei wird dafür Sorge tragen, dass jeder Haushalt der Reihe nach die Möglichkeit erhält, sich eine Tasche abzuholen. Aufgrund der Anzahl der bedürftigen Menschen werde es so zu Wartezeiten zwischen den Ausgabeterminen kommen. Gleichzeitig ist die Pfarrei zuversichtlich, die Aktion auf diese Weise über einen längeren Zeitraum fortführen zu können.

Unterstützung – auch personelle – wird dafür nach wie vor dringend benötigt und ist herzlich willkommen. Es ist auch möglich, haltbare und verpackte Lebensmittelspenden auf dem St. Josephsaltar in der St.-Petrus-Kirche am Harztorwall abzulegen oder Geld zu spenden auf das Konto der Pfarrei St. Petrus:

Darlehnskasse Münster
IBAN DE06 4006 0265 0038 0138 01
 Stichwort: St. Petrus hilft

pkbs