25 Jahre SOLWODI in Braunschweig

Ob zwangsprostituiert oder zwangsverheiratet - durch die Beratungsstelle SOLWODI in Braunschweig haben zahlreiche Frauen Schritte in ein selbstbestimmtes Leben gefunden.

Von der Ordensfrau Schwester Lea Ackermann 1985 in Kenia gegründet, unterhält das Hilfswerk für Frauen in Not SOLWODI (Solidarity with Women in Distress) allein in Deutschland 18 Beratungsstellen und etliche Schutzwohnungen für Frauen und Mädchen. Frauen und Mädchen, die von Menschenhandel, Zwangsprostitution, Zwangsverheiratung und Gewalt auf Flucht- und Migrationswegen betroffen sind. Eine dieser Beratungsstellen ist in Braunschweig in der Bernerstraße.

Kürzlich feierte SOLWODI Braunschweig sein 25-jähriges Bestehen mit Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern, Gästen aus Kirche, Politik und Gesellschaft. „Für unsere Klientinnen ist es nicht möglich, hier zu sein. Selbst nach Jahren müssen sie sich noch selbst schützen und Anonymität wahren“, sagt Schwester Paula Fiebag. Die Ordensfrau ist Mitbegründerin und Leiterin der Fachberatungsstelle in Braunschweig. So war es dem SOLWODI-Team Solwodi ein Anliegen, die Frauen in Form von selbstgemalten Bildern, die in einem Kreativprojekt der Klientinnen zum Thema Identität entstanden, bei der Feier im Dominikanerkloster St. Albertus Magnus gegenwärtig werden zu lassen.

Ursprünglich hat Schwester Paula als Sozialpädagogin in der Kinderheim- und Kindergartenleitung gearbeitet, bis sie 1996 die Gründerin von SOLWODI bei einem Kongress erlebte, die unter anderem von Zwangsprostitution und Zwangsverheiratung berichtete: „Ich habe mich von den Schicksalen der Frauen unglaublich angesprochen gefühlt und es als Verpflichtung gesehen, den Frauen zu helfen als Frau, die all das nie hat erleiden müssen, und mit ihnen in Solidarität zu leben.“

Gut vernetzt, kommt SOLWODI mit den Frauen auf unterschiedliche Weise in Kontakt: Über Streetworker, andere Beratungsstellen, Polizei, Krankenhäuser, Rechtsanwältinnen oder Ärzte. „In den letzten Jahren passiert es auch, dass Klientinnen von ehemaligen Klientinnen geschickt werden, die uns schon kennen“, freut sich die SOLWODI-Leiterin.

Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die mit Frauen in der Prostitution. Ob von Schleuserbanden oder dem „Loverboy“: Heute wie damals werden ihrer Erfahrung nach Frauen unter falschen Voraussetzungen nach Deutschland gelockt und landen in der Prostitution. „Anfangs konnten sich Frauen in Büros überall auf der Welt Frauen melden, die einen Mann in Europa suchten in der Hoffnung, sie finden einen guten Mann, der sie liebt, der mit ihnen ein Leben aufbaut.“ Erwartet hat sie dann oft eine Scheinehe, die nur zum Zweck der Prostitution eingegangen wurde.

Heute würden viele der Frauen – vorwiegend aus Osteuropa – mit der so genannten Loverboy-Methode angelockt. Junge Männer fahren in die Herkunftsländer, sprechen junge Frauen in Diskotheken und auf der Straße an, um sie in der Hoffnung auf eine Beziehung nach Deutschland zu locken. Dann gibt es Geschichten über Schulden mit dem einzigen Ausweg: „Du prostituierst dich eine Weile, da kann man viel Geld machen, da sind wir ganz schnell unsere Schulden los und können heiraten“, berichte Schwester Paula. Daraus wird schnell Zwangsprostitution. „Das ist heute eine Form von Menschenhandel. Denn diese Frauen haben sich auf eine kleine Zeit eingelassen und daraus werden Jahre“, prangert sie an.

Betreute SOLWODI im ersten Jahr elf und im zweiten Jahr 36 Frauen, unterstützen die sieben Kolleginnen der Beratungsstelle seitdem etwa 50 Langzeitfälle, dazu kommen mehr als 100 Erstkontakte pro Jahr. Mitgerechnet sind dabei auch die Frauen, die die Beratungsstelle „Asuna“ – in Trägerschaft von SOLWODI und gefördert von der Stadt Braunschweig – zwecks Ausstieges aus der Prostitution besuchen. Weitere Infos: braunschweig(ät)solwodi.de

 

Sabine Moser