Tierischer Besuch im Seniorenheim

Ehrenamtliche Helfer auf vier Pfoten sorgen bei den Bewohnern des Thomaehofes in Braunschweig für große Freude. Die Besuchshunde der Malteser sind inzwischen seit fünf Jahren in der Löwenstadt im Einsatz.

Es ist mal wieder soweit: Wie alle 14 Tage sind Andrew - fast drei Jahre alt - und der knapp 11-jährige Spy im Seniorenpflegeheim Thomaehof in der Ottenroder Straße zu Besuch. Etwa 20 Bewohner des Hauses haben sich im Gruppenraum versammelt und erwarten die beiden schon sehnsüchtig. Die Australian Shepherds Andrew und Spy sind Besuchshunde des Malteser Hilfsdienstes der Stadt.

„Die Hunde freuen sich auf den Besuch genauso“, sagt Hundeführerin Grit Kärst. Die gescheckten Tiere mit dem flauschigen Fell laufen freudig zwischen den Senioren herum, begrüßen sie, lassen sich streicheln, spielen mit ihnen und fressen Leckerlis aus ihren Händen. Dabei geht es auch schon mal etwas ungestüm zu.

Der Kontakt mit den Tieren elektrisiert die Runde sichtlich, viele fangen plötzlich an zu erzählen und zu lachen. Eine demenziell erkrankte Bewohnerin erinnert sich beim Leckerli-Geben an ihren Pudelcockermischling „Peggy“, ihre Nachbarin erzählt vom Nachbarshund als wäre es heute.

„Gerade bei Demenzkranken werden Erinnerungen wach und sie interagieren“, sagt Sabine Brandes vom begleitenden Dienst. Über einen älteren Herren in einer roten Jacke berichtet sie: „Er ist oft so weit weg. Wenn die Hunde da sind, ist er ganz wach.“

„Wo sind die Hunde stationiert?“, fragt eine der Frauen. Ganz erstaunt sind alle darüber, dass die Vierbeiner Familienhunde sind. Solche Fragen kommen immer wieder und werden dann geduldig beantwortet. „Die Menschen fragen oft nach den Hunden. Sie können sich vielleicht nicht an die Namen der Tiere erinnern, jedoch an die Fellfarbe“, berichtet Brandes.

Grit Kärst und Stefanie Hoffmann waren vor fünf Jahren die Ideengeberinnen für diesen besonderen Besuchsdienst. Dieses kleine Jubiläum wurde kürzlich mit den Zwei- und Vierbeinern im Caritas-Seniorenheim St. Hedwig gefeiert. Frank Stautmeister, Stadtbeauftragter der Malteser, nutzte die Gelegenheit auch, um sich bei der Bürgerstiftung Braunschweig und der Treuhandstiftung „Tiere helfen Menschen“ zu bedanken. Beide haben die Gründung der Besuchshundegruppe und deren Ausbildung großzügig unterstützt.

Momentan sind insgesamt 21 ehrenamtliche Mensch-Hundeteams mit 25 Hunden in über 20 Einrichtungen wie Kitas, Seniorenheimen und Krankenhäusern unterwegs. Die Rückmeldungen sind durchweg positiv.

„Der Kontakt mit den Tieren überwindet Brücken, deshalb ist die Auswahl der Hunde so wichtig“, betont Hoffmann. Dabei spiele die Rasse des Tieres eine untergeordnete Rolle. Wichtig sei ein geduldiges, ruhiges Wesen. Vom spanischen Straßenhund bis zum Rassehund reicht die Palette der Besuchshunde.

Hoffmann trainiert die Tiere nach bestandener Eignungsprüfung ein halbes Jahr lang. Dazu zählt neben dem Gehorsamkeits-Training die Gewöhnung an Rollstühle und Gehilfen. Kärst schult die Hundeführer im Umgang mit Dementen und im Erkennen von Stress-Signalen beim Hund. Auch Hygiene-Vorschriften und Erste Hilfe stehen auf dem Lehrplan.

Momentan gibt es Wartelisten sowohl für die Ausbildung von Besuchshunden als auch für Einrichtungen, die besucht werden möchten. Weitere Infos unter: www.besuchshunde-braunschweig.de oder info(ät)besuchshunde-braunschweig.de

Sabine Moser