Protest gegen Formen moderner Sklaverei
Beim „Walk for Freedom“ durch die Braunschweiger Innenstadt schweigen mehr als 120 schwarz gekleidete Menschen als Symbol für die geschätzt 40 Millionen Opfer weltweit, die keine Stimme haben.
Ganz in Schwarz gekleidet, schwarze Regenschirme, den Mund demonstrativ mit schwarzem Klebeband verschlossen: Gut 120 Frauen und Männer haben sich Ende Oktober an einem Samstagvormittag auf dem Platz der Deutschen Einheit getroffen und sind schweigend durch die Innenstadt gezogen.
Auf Schildern steht „Menschenhandel ist die am schnellsten wachsende Kriminalität“, „Schau nicht weg“, „Kinder werden zunehmend Opfer von Menschenhändlern“ oder „Freier schaffen erst einen Markt für sexuelle Ausbeutung“.
„Die schwarze Kleidung soll die Trauer und das Entsetzen ausdrücken, wie weltweit mit Menschen umgegangen wird“, sagt die Vinzentinerin Schwester Paula Fiebag von der Organisation SOLWODI – SOLidarity with WOmen in DIstress“ (Solidarität mit Frauen in Not). In Braunschweig unterhält sie eine Beratungsstelle für Frauen, die Opfer von Zwangsprostitution und Zwangsheirat geworden sind.
Laut aktuellen Schätzungen der Vereinten Nationen leben weltweit rund 40 Millionen Menschen – ein Viertel davon sind Kinder – in modernen Formen von Sklaverei, wie Arbeits- und Organausbeutung, Anstiftung zur Bettelei oder Zwangsprostitution. Aber nur ein Prozent der Opfer werde bislang gerettet.
Katarina Neuwald vom SOLWODI-Arbeitskreis hat den Marsch in der Löwenstadt mit einer Handvoll Mitstreiterinnen nun schon zum zweiten Mal vorbereitet. „Gemeinsam können wir etwas ändern“, ruft sie den Teilnehmern zu und gibt ihnen Fakten mit auf den Weg wie: „Die Menschenhändler verdienen sich dumm und dämlich. Ihre jährlichen Einnahmen belaufen sich auf 150 Milliarden US-Dollar.“
Dabei sei unser Land sei keinesfalls eine rühmliche Ausnahme: „Die häufigsten Formen moderner Sklaverei in Deutschland sind die Ausbeutung der Arbeitskraft und sexuelle Ausbeutung. Mehr als 90 Prozent der Opfer kommen bei uns aus Europa“, erläutert sie.
Auch Teilnehmer wie Fiona Pohl melden sich zu Wort. „Auf meinem T-Shirt steht ‚Frauen sind keine Ware‘. Ich laufe hier mit, weil man in der Schule immer nur die Theorie hört“, sagt die 18-Jäh- rige. Michael Siller ist mit seiner Frau Dagmar Paul-Siller hier. „Ich gehe mit, weil ich es wichtig finde, dass Frauen selbstständig ihr Le- ben führen können und nicht als Ware gesehen werden.
SOLWODI setzt mit seinem lokalen Walk auf globale Wirkung. Veranstalterinnen in über 50 Ländern beteiligen sich jährlich in zahlreichen Städten an dieser Aktion der weltweit agierenden Non-Profit-Organisation A21.
Sabine Moser