Pfarrer Thomas Mogge nimmt Abschied von Ilsede
Nach fast elf Jahren verlässt Pfarrer Thomas Mogge (56) die Gemeinde St. Bernward. In dieser Zeit ging es ihm um eine gute Balance, was mit den vier Kirchorten gemeinsam geht und was vor Ort stattfindet. Besonders engagiert hat sich der Priester auch in der Ökumene.
Seit dem 2. Advent 2010 ist Thomas Mogge Pfarrer der Gemeinde St. Bernward mit ihren vier Kirchorten in Ilsede, Steinbrück, Hohenhameln und Lengede. „Ich habe einen Traum von einer bunten vielfältigen Kirche, in der sich viele Menschen mit ihren Begabungen und Talenten einsetzen“, sagte er bei seinem ersten Gottesdienst in St. Bernward. Am Sonntag wird Pfarrer Mogge nun verabschiedet.
„Die Leute haben ein Recht zu sagen, dass es im Gottesdienst keine verlorene Zeit war“, findet der Pfarrer. Er will sie fesseln, er will dass sie etwas mit nach Hause nehmen. Und man merkt ihm an, dass er selbst Spaß daran hat, Sachen oder Ideen mit Erinnerungswert in seine Liturgie einzubauen. Kein Wunder, dass er einmal seine ganze Gottesdienstgemeinde an einem Ostermontag – am 1. April versteht sich – in den April geschickt hat oder es an Pfingsten auch einmal einen richtigen Geburtstagskuchen für die Gemeinde zum Kirchengeburtstag gegeben hat.
2007 wird der ehemalige Pastoralreferent zum Priester geweiht – eine Seltenheit. Danach arbeitet der gebürtige Holzmindener drei Jahre lang als Kaplan in St. Aegidien in Braunschweig, bevor er seine erste Pfarrstelle in St. Bernward antritt. „Als ich kam, gehörten zur Gemeinde 7500 Gläubige, heute sind es etwa 6500“, berichtet der Seelsorger. „38 Dörfer und mehr als 38 Friedhöfe umfasst die Pfarrei“, erzählt er. Zum Seelsorgerteam zählen neben ihm auch Diakon Wolfgang Miosga i.R. und Pastor Pater Jacob Thaile, der die Gemeinde ebenfalls verlässt.
„Es gibt nicht die Gemeinde, es gibt vier Gottesdienstgemeinden, die alle sehr verschieden sind.“ Sie seien geprägt durch die Geistlichen, die sie vorher hatten. Im Zeitraum von 2008 bis 2010 fusionierten die vier Kirchen.
Der 56-Jährige konnte bei seiner Arbeit Akzente setzen. Wichtig war ihm dabei, die Menschen vor Ort zu stärken. „Wie werden wir mehr eins ohne Eigenheiten der Kirchorte zu verlieren?“, war die Frage für Mogge. „Da gab es den Begriff der lokalen Kirchenentwicklung noch gar nicht“, erzählt der Geistliche. Nur Weniges wie die Osternacht in St. Bernward oder Fronleichnam in der kleinen Barockkirche Mariä Himmelfahrt Steinbrück wurden zentral gefeiert. Dass sich immer mehr Menschen dazu aufmachten, freut ihn. Kein Wunder, dass es ihm auch ein Anliegen ist, dass im Pfarrgemeinderatsvorstand jeder Kirchort vertreten ist. „Sie kennen sich gut aus vor Ort und haben gleichzeitig einen Blick für das Ganze“, lobt der Pfarrer.
Auch die Ökumene ist ihm ein besonderes Anliegen. „Es gab sehr gute und schöne Kontakte, auch Freundschaften sind gewachsen.“ Er betont: „Ökumene auf Augenhöhe ist mir wirklich wichtig.“
Besondere Herausforderungen erlebte Mogge 2015, als zahlreiche Flüchtlinge kamen. „Der ökumenische Kreis war immer – auch spätabends – da, hat die Flüchtlinge empfangen, mit Getränken versorgt und den Kindern Kuscheltiere geschenkt“, erinnert er sich an die auch emotional sehr herausfordernde Zeit. In der Gemeinde gibt es immer noch Ehrenamtliche, die sich um Flüchtlingsfamilien kümmern. Eine größere Familie lebt weiterhin immer im Pfarrheim in Lengede. „Dass auch Menschen, die sich vorher nicht in der Kirche engagierten, plötzlich Deutschunterricht gaben, in der Kleiderkammer arbeiteten, Spielenachmittage organsierten oder Flüchtlinge auf Behördengänge begleiteten“, begeisterte den Priester.
Als einen Meilenstein bezeichnet Mogge die umfangreiche Renovierung der Kirche 2016/17 in Ilsede. Bei diesen Arbeiten gestaltete die chilenischen Künstlerin Lilian Moreno Sánches die Fenster neu – zu den Themen Passion und Auferstehung. Außerdem wurde im Eingangsbereich der Kirchenraum baulich so verändert, dass die Kirche tagsüber geöffnet bleiben kann. „Das war eine tolle, kreative Zeit, was mir auch entgegen kommt“, sagt Mogge, der selbst gerne malt. Ob mit Bleistift, Kreide, Acryl oder anderen Farben – mindestens ein Weihnachts- und Osterbild entsteht jedes Jahr aus seiner „Feder“. Außerdem nutzt er seine kreative Ader auch gerne in der Firmvorbereitung oder bei Giveaways als Impuls zum Nachdenken bei oder nach dem Gottesdienst.
Wo Pfarrer Mogge seine nächste Stelle antreten wird, stehe noch nicht ganz fest. „Diese Zwischenzeit werde ich aber gut für meine Gesundheit und meine zukünftige Arbeit nutzen.“ Nach der Verabschiedung von Mogge übernimmt Pfarrer Hendrik Rust die Pfarrverwaltung von St. Bernward. Im September wird in der Gemeinde ein überpfarrliches Team unter Leitung von Pfarrer Rust eingesetzt, das auch für die Gemeinde Zu den Heiligen Engeln in Peine zuständig sein wird.
Die zentrale Verabschiedung von Pfarrer Mogge und Pater Jacob Thaile durch Propst Reinhard Heine findet am Sonntag, 18. Juli, um 15 Uhr in St. Bernward / Ilsede (Gerhardstraße 47) statt.
Sabine Moser