Gemeinde in Braunschweig stellt Wohnraum für Geflüchtete

St. Cyriakus in der Braunschweiger Weststadt engagiert sich für seine Gäste aus der Ukraine. Insgesamt 16 Frauen und Kinder wohnen im Pfarrhaus.

Pfarrgemeinden in vielen Orten des katholischen Bistums Hildesheim stellen für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine Wohnraum zur Verfügung. Dazu zählt auch St. Cyriakus in Braunschweig. Im Pfarrhaus in der Weststadt wohnen in den beiden – kürzlich noch leerstehenden – Wohnungen insgesamt 16 Frauen und Kinder.

„Unser Verwaltungsbeauftragter Thomas Breitner hat gesagt, dass wir eine der ersten Gemeinden im Bistum sind, die ukrainische Gäste aufgenommen haben“, sagt Natalia Giemsa vom Verwaltungsausschuss in St. Cyriakus. Seit die Entscheidung zur Aufnahme der Ukrainer gefallen war, stand im Pfarrbüro das Telefon nicht mehr still. In wenigen Tagen hat die Gemeinde alles mit Hilfe von zahlreichen Ehrenamtlichen auf die Beine gestellt.

Am Montag, 14. März, sind die ersten Familien eingezogen, Mittwoch zuvor wurden Möbel bestellt, Donnerstag wurde die Lieferung abgeholt, und von Freitag bis Sonntag haben täglich jeweils 10 bis 20 Ehrenamtliche zwei Küchen, 16 Betten, und sechs Schränke aufgebaut, Rollos angebracht, Tische und Stühle bereitgestellt. „Bei dieser Aktion war ich angenehm überrascht, dass so viele Helfer auf einmal da waren“, freut sich Giemsa. Einige der Engagierten hatte die Ehrenamtlichen noch nie in ihrer Gemeinde gesehen.

„Unsere Gäste, die wir im Pfarrhaus aufnehmen konnten, sind für uns ein Geschenk, denn bei aller Herausforderung helfen sie uns, das zu tun, wofür wir als Kirche da sind: den Menschen Obdach, Gastfreundschaft und Unterstützung zu geben, wenn sie in Not sind“, betont Domkapitular Martin Tenge, derzeit Pfarrer in St. Cyriakus.

Natalia Giemsa gehört zu den Menschen in St. Cyriakus, die sich sehr für die Menschen aus Osteuropa engagieren. Sie ist Ansprechpartnerin für die Familien und hat auch zügig die Kinder in Kitas und Schulen angemeldet. Bereits vor den Osterferien ging es für die Mädchen und Jungen los, die Grundschüler starteten sogar schon eine Woche nach Einzug mit dem Unterricht. „Das hat alles reibungslos geklappt.“

Die Ehrenamtliche kann sich mit den Ukrainerinnen gut verständigen: „Mit Händen, Füßen und dem Google-Übersetzer.“ Inzwischen seien die Frauen etwas zur Ruhe gekommen und zeigten sich unheimlich dankbar über die Hilfe, machten sich aber auch Gedanken über ihre Zukunft.

Da kommt die Kooperation mit der Caritas gerade recht. Der Migrationsdienst des Wohlfahrtsverbandes unterstützt die Familien bei Behördengängen, beim Ausfüllen von Anträgen über das Bildungs- und Teilhabepaket des Bundes oder wenn ein Übersetzer gebraucht wird. „Ziel ist momentan, einen Integrationskurs für die Frauen zu beantragen“, erläutert Souad El Oumari vom Migrationsdienst.

Zum Jugendcafé auf dem Gelände der Gemeinde – einem Angebot des Jugendmigrationsdienstes der Caritas für Braunschweig – gehen einige der ukrainischen Heranwachsenden bereits. „Wir unterstützen bei der Suche nach außerschulischer Nachhilfe und der Freizeitgestaltung, um den Jugendlichen eine Perspektive zu geben“, sagt Lydia Sternol vom Jugendmigrationsdienst. Sie informierte bereits gemeinsam mit El Oumari die Familien vor Ort über Angebote der Caritas.

Die Pfarrei hat bisher keinen Aufruf gestartet, trotzdem ist die Spendenbereitschaft groß. So sind zahlreiche Sachspenden für ihre Bewohner eingegangen – von gut erhaltener Kleidung und Spielzeug über Gartenstühle bis zum nagelneuen Kochtopf. Nun werden für die ukrainischen Mädchen, Jungen und Frauen noch verkehrstüchtige Fahrräder gesucht. Wer ein Rad spenden möchte, möge sich zwecks Koordinierung unter (0531) 6803940 an das Pfarrbüro wenden.

 

Sabine Moser