Eine Küche mit Piano
Das Meister-Eckehart-Haus im Sielkamp ist 50 Jahre alt geworden. Zahlreiche Ehemalige waren der Einladung nach Braunschweig gefolgt und haben sich mit Mitbewohnern und alten Freunden zum Jubiläum getroffen. Nach Festakt und Gottesdienst wurde gemütlich weitergefeiert und viel geklönt.
Voll besetzt war der Saal des Hauptgebäudes im „Meister-Eckehart-Haus“ bei der 50-Jahres-Feier. Neben den aktuellen Bewohnern waren auch viele Ehemalige angereist. „Was kriegt jemand, der sich entschließt, ins Meister-Eckehart-Wohnheim zu ziehen?“ fragte Peter-Paul König, Geschäftsführer der vier Wohnheime . Er ist Geschäftsführer der vier KHG-Wohnheime der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) im Bistum Hildesheim. Es sei immer wieder eine Überraschung, wer neuer WG-Partner wird. „Das KHG-Wohnheim verbindet Menschen aus verschiedenen Ländern und Religionen über die Zeiten“, lobt er die bunte Gemeinschaft am Sielkamp mit zurzeit 112 Studentinnen und Studenten aus elf verschiedenen Nationen.
Ob 20 Jahre jung oder 70 Jahre alt: Die Bewohner heute wie damals schätzen besonders die große, gut ausgestattete Küche auf jeder Etage des katholischen Studentenwohnheims. In einer Wohgemeinschaft leben heute insgesamt sieben Studentinnen und Studenten zusammen – damals waren es dagegen entweder zehn junge Frauen oder zehn Männer in der Wohneinheit – gemischt war undenkbar.
„Wenn ich Gesellschaft haben will, setze ich mich in die Küche“, sagt Heimsprecherin Klara Patermann. Daran erinnern sich auch die Schwestern Brigitte Fabian und Barbara Klausmeyer. Sie lebten vor über 40 Jahren im Frauenhaus, dem Haus 4. Erst Ende der 1970-er Jahre wurde die Geschlechtertrennung aufgehoben und nach und nach entstanden gemischte WGs im ehemaligen Frauenhaus und den mit Männern bewohnten Häusern 1 bis 3, den Männerhäusern.
Josef Zemanek wohnt von 1970 bis 1974 in Haus 1 im ersten Stock. „Ich kann nur Oden singen an den Architekten“, lobt auch der noch heute den Aufbau der Etagen. In der Mitte am Lichtschacht war eine große Etagenküche, es gab in jeder der vier Etagen in den vier Häusern acht Einzelzimmer und ein Doppelzimmer, dazu noch eine Gemeinschaftsdusche und Toiletten. „In der Küche hatten wir ein Radio und ein Piano stehen, haben gemeinsam gekocht“, berichtet er über den gemeinschaftlichen Mittelpunkt. Es seien viele Freundschaften entstanden. Auch nach fast 50 Jahren kommen ihn noch ehemalige Mitbewohner in München besuchen.
„Der Dominikanerpater Silvester Beckers war die Seele des Wohnheimes“, betont der heute 71-Jährige. Der Seelsorger wohnte in Haus 5 und die Kapelle im Wohnheim war sonntags immer knallvoll, auch Leute aus der nahen Siedlung kamen. Zemanek bedauert sehr, dass heute kein Priester mehr speziell für das KHG-Wohnheim da ist.
Ludger Menke hat vor knapp 40 Jahren im Sielkamp gewohnt und feiert noch jedes Jahr mit seinen alten Mitbewohnern Silvester. „Es gibt viele Gemeinschaften, die sich noch immer weltweit treffen“, weiß er zu berichten.
Brigitte Fabian, lebte von 1968 bis 1975 Bewohnerin, anfangs mit einer Freundin in einem Doppelzimmer, später zog sie in ein Einzelzimmer. Ihr Schwester machte es umgekehrt. Sie zog 1974 in ein Einzelzimmer, später dann frisch verheiratet als erstes Paar in Doppelzimmer bis 1977. „Es war nur für eine kurze Zeit, wir wollten aber ein Zeichen setzen“, sagt Klausmeyer fröhlich. Sie unterrichtet im letzten Jahr vor dem Ruhestand Erdkunde und Mathematik an der Realschule in Schwülper. Ihre ältere Schwester, auch Lehrerin, ist bereits pensioniert.
Die beiden erinnern sich noch an den Telefondienst, den jeder regelmäßig fürs ganze Wohnheim übernehmen musste, an den Bardienst am Donnerstag und an die strenge Regel, dass Herrenbesuch im Frauenhaus nur bis 22 Uhr erlaubt war - und wie genau Pater Silvester darüber wachte. Schmunzelnd berichten sie, dass Damenbesuch im Männerhaus eine Stunde länger bis 23 Uhr genehmigt war. „Konflikte gab es manchmal, wenn jemand nicht so ordentlich war“, sagt Barbara Klausmeyer.
Ulla Pleye, die heute als Schulleiterin in Peine arbeitet, fand es toll im Wohnheim. Sie ist 1979 als erste Frau in ein Männerhaus gezogen. „Wir wurden nicht gegängelt, die Zimmer waren zeitgemäß möbiliert und wir hatten viele Freiheiten bei der Gestaltung,“ lobt sie und berichtet von vielen Ehen die durch die Wohnheimzeit entstanden sind und vielfach bis heute halten. Auch sie weiß Anekdoten zu berichten, wie die von der einzigen Badewanne im Wohnheim in Haus 4. Die WG dort habe Gutscheine fürs Wannenbaden verschenkt. „Wenn man zum Beispiel gerade Geburtstag hatte“, erzählt Ulla Pleye verschmitzt.
Sabine Moser