"Eine Blume für Gott und eine für jede Religion"

Mit dem Thema „Leben im Alter“ endet das Erzählcafé in der Reihe „Stationen des Lebens“. Veranstalter ist der Arbeitskreis „Interreligiöses Frauenmahl“. An dem Abend plädieren die Frauen  für mehr jüdische und muslimische Einrichtungen.

Eine Sonnenblume für Gott, ein blauer Ball für den Islam, Pflanzen wie Calla, Mohnblume und Bambusrohr für das Judentum, gelbe und rote Löwenmäulchen stellvertretend für die zwei vertretenen Konfessionen im Christentum, eine Orchidee für den Buddhismus: Ulrike Block-von Schwartz wurde jetzt beim Erzählcafé vom Arbeitskreis „Interreligiöses Frauenmahl“ mit einem „interreligiösen“ Blumenstrauß zu ihrem 80. Geburtstag und für ihr langjähriges Engagement im Arbeitskreis geehrt.

Kirstin Müller, evangelische Pastorin aus Goslar und zuständig für die Frauenarbeit, hatte für das symbolträchtige Geschenk eine Gärtnerin beauftragt. Ihre einzigen Vorgaben waren: „Eine Blume für Gott und eine für jede Religion.“ Für die etwa 30 Frauen, die zum Erzählcafé ins Haus der Kulturen kamen, war das ein humorvoller Einstieg ins Thema des Tages. Es ging ums Alter und ums Älterwerden – in Familie, Gemeinde und Altenheim – in den verschiedenen Religionen, um Licht- und Schattenseiten.

Kurze Impulsreferate von den Vertreterinnen der Glaubensrichtungen sorgten für respektvolle und lebhafte Diskussionen. Besonders beim Thema Altersheim kontra Altwerden in der Familie gingen die Meinungen – religionsübergreifend – auseinander. Einerseits forderten die Teilnehmerinnen verstärkt jüdische und muslimische Einrichtungen hierzulande. Andererseits wurde im Grundsatz darüber diskutiert, ob sich eine Unterbringung der eigenen Eltern mit dem Gebot, Vater und Mutter zu ehren, in Einklang bringen lasse.

Gerade für zahlreiche Muslimas in der Runde sei das undenkbar. Mit großer Resonanz wurden auch die Ansichten des Buddhismus diskutiert. So fand die Aussage „Es ist wichtig, auch im Alter Pläne zu haben, zu lernen, sich gemeinnützig zu engagieren und aufmerksam für sein zu Umfeld sein“ von Lia Maron-Amas Zustimmung. Ganz im Einklang dazu die katholische Gemeindereferentin Christl Schneider i. R.: „Gott schuf den Menschen verantwortlich für sein Tun. Wir sind aufgefordert zu gestalten, auch als älter werdender Mensch.“

Das Erzählcafé entstand Ende 2012 aus dem „Interreligiösen Frauenmahl“. In der Aufarbeitung dieser Veranstaltung stellte sich heraus, dass die Frauen den hier begonnenen Dialog intensivieren wollten. Deshalb hat der Arbeitskreis „Interreligiöses Frauenmahl“ eine Gesprächsreihe mit Themen zur religiösen Begleitung besonderer Lebensphasen initiiert.

So ging es zum Auftakt im Mai 2015 um Rituale bei der Geburt. Die Frauen wollten aber noch mehr voneinander erfahren. An weiteren Themenabenden diskutierten sie über religiöse Erziehung, Erwachsenwerden im Gauben, Partnerschaft und Heirat bis hin zum Leben im Alter. Nun schließt sich der Kreis, das Erzählcafé dieser Reihe endet. „Wir haben es gern getan, haben viel voneinander gelernt und sind Freundinnen geworden“, sagte Ulrike Block-von Schwartz zum Abschluss.

 

Sabine Moser