Die Kita St. Bernward in Braunschweig wird 50

Karin Siano - Erzieherin der ersten Stunde - erinnert sich

In der Kita St. Bernward hängen zahlreiche Zeitungsartikel und Gruppenfotos in schwarz-weiß und in Farbe aus den vergangenen fünf Jahrzehnten an den Wänden. Mitte Juni steht für die Kinder samt Eltern, Erzieherinnen und Erziehern der Caritas-Einrichtung nämlich eine große Jubiläumsfeier zum 50-jährigen Bestehen an. Karin Siano (75) kennt die Kindertagesstätte St. Bernward im Heidberg noch vom ersten Tag an und erinnert sich ganz genau an die Eröffnung am 2. Januar 1969 mit zwei 30-köpfigen Kindergartengruppen.

 

 

„Hartmut Scupin, der damalige Caritasdirektor und spätere Oberbürgermeister von Brauschweig, hat mich gebeten, zwischen Weihnachten und Neujahr beim Einräumen vom Geschirr und der Spielsachen zu helfen“, erzählt die Erzieherin mit Leib und Seele. Die 75-Jährige hat gesellschaftliche Veränderungen erlebt, auch Zeiten antiautoritärer Erziehung durch die Eltern: „Bei uns gab es das nicht. Aber die Kinder stehen hier immer im Mittelpunkt und dürfen ihre Meinung sagen. Regeln mussten sie aber immer lernen.“

Was die Kinder sagen, ist Siano sehr wichtig. Besondere Gedanken und Fragen der Kleinen schreibt sie auf. So auch die bei den Kolleginnen legendär gewordene Frage eines kleinen Jungen zu ihrem 50. Geburtstag: „Lebten damals schon die Dinosaurier?"

Baulich hat sich in den vergangenen 50 Jahren einiges getan. Bereits 1970/71 wurde die katholische Kindertagesstätte um einen Krippenbereich erweitert, zu dem Siano wechselte. 1974 wurde das Säuglingszimmer für die Allerkleinsten wegen zu geringer Nachfrage aufgelöst, dort entstand eine Kleinstgruppe mit zehn Kindern. 20 Jahre später stand dann ein großer Kindergartenumbau an: Aus dem Innenhof mit Springbrunnen wurde eine große Aula, aus dem Sport- und Schlafraum wurde ein Raum für die neue Pinguingruppe. Diese Halbtagsgruppe mit 25 Mädchen und Jungen leitete die Erzieherin bis zu ihrem Ruhestand 2008.  Ich habe von klein auf gesagt, ich werde mal Kindergartentante. Ich habe es nie bereut.“ Auch heute kommt die Erzieherin der ersten Stunde noch gerne in ihre alte Wirkungsstätte zurück.

Einmal pro Woche liest sie den künftigen Schulkindern aus der Tigerenten- und Igelgruppe ehrenamtlich – kapitelweise – ganze Bücher vor. Momentan ist der Klassiker „Neues vom Räuber Hotzenplotz“ von Otfried Preußler an der Reihe. „Vorlesen will ich, so lange meine Augen mitmachen“, sagt sie. Außerdem war bis vor kurzem in der dortige Erwachsenentheatergruppe – bestehend aus Erzieherinnen und Eltern – die jedes Jahr vor Weihnachten den Mädchen und Jungen ein Märchen vorgespielt hat, aktiv.

Heute besuchen 111 Kinder verschiedener Religionen aus zehn Nationen die jeweils drei Krippen- und Kindergartengruppen. Zum 27-köpfigen Betreuungsteam gehören auch zwei männliche Erzieher. „Besonderer Wert wird bei uns auf Bewegung, Singen und Religionspädagogik gelegt", berichtet die scheidende Kitaleiterin Sigrun Lippok.

Nach 31 Jahren Dienst verabschiedet sie sich beim Jubiläumsfest von den Kindern und Eltern: Sie geht in den Ruhestand.

Sabine Moser