Gelübdemesse für die Rettung
Mit einem feierlichen Gottesdienst in St. Marien wurde im Beisein von Vertretern der Bergmannsvereine, der evangelischen Schwestergemeinde und der politischen Gemeinde des Grubenunglücks von 1963 gedacht.
Nach dem Grubenunglück im Eisenerzbergwerk Lengede-Broistedt im Oktober 1963 schwor der damalige Pfarrer Ernst Kemming, jährlich eine Gelübdemesse zu feiern, sollten noch Bergleute gerettet werden. Die kaum noch für möglich gehaltene Rettung von drei und dann noch einmal elf Männern geschah Anfang November und ging als „Wunder von Lengede“ in die Geschichte ein. Bereits 1963 feierte Pfarrer Kemming die erste Gelübdemesse in St. Marien in Lengede. Seitem feiert die Gemeinde diese Messe immer am ersten Sonntag im November.
„Viele der Bergleute, die in den Lengeder Schacht einfuhren, waren in unserer Kirche verankert“, erläutert Beate Hundertmark vom Kirchenvorstand. „Als Dank für die Rettung, aber auch als Erinnerung an die Kumpels, die unter Tage ihr Leben lassen mussten, feiern wir die Gelübdemesse bereits zum 61.Mal“, sagt sie. Für jeden von ihnen leuchtet eine Kerze bei der Heiligen Messe. „Als Folge des 2. Weltkrieges kamen viele Bergleute nach Flucht und Vertreibung aus Schlesien nach Lengede. „Das war auch ein Grund, die Kapelle an unserer Kirche der Heiligen Barbara zu weihen, der Schutzpatronin der Bergleute.“
„Wenn wir sterben, lösen wir uns nicht in Nichts auf, sondern fallen in Gottes Hand“, spricht Pastor Thomas Thannippara zu den Gottesdienstbesuchern. „So vertraue ich darauf, dass die 29 Bergleute, die vor 60 Jahren in dieser Grube ihr Leben verloren haben, in Gottes Hand sind.“ Er gedenkt außerdem den Verstorbenen des vergangenen Jahres in dem Kirchort, aber auch aller Bergleute, die weltweit bei Unglücken ums Leben gekommen sind. „Auch wenn die Lage hoffnungslos erscheint, hoffen dürfen wir immer“, sagt er und knüpft dabei an die wundersame Rettung der Bergleute von damals an. Auch wenn die Lage hoffnungslos erscheine so wie derzeit im Heilgen Land, wo Krieg und Terror herrscht, möchte der Pastor Mut machen. „Ich möchte auf Gott vertrauen und von einer besseren Welt träumen.“
Der letzte Überlebende der damals Geretteten ist Elektromonteur Adolf Herbst. Der heute 80-Jährige kam mit seiner Frau Dagmar zur Gelübdemesse. Ihm ist es wichtig, dass an das Ereignis erinnert wird. Es hat sein Leben verändert. Er denkt, dass er bewusster versucht hat, sein Leben zu gestalten. „Es hat sich aber nie jemand von den Verantwortlichen entschuldigt,“ bedauert er noch heute. Er hätte sich die Anerkennung dessen, was passiert ist, gewünscht.
„Lengede lebt Tradition und gerade die Bergbautradition soll erhalten bleiben“, betont die Bürgermeisterin von Lengede Maren Wegener und lobt den Zusammenhalt in der Gemeinde beim Gedenken an das Bergwerksunglück. Besonders lädt sie in das neue Museum der Gemeinde ein, das an das Unglück von 1963 erinnert. Es befindet sich im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Grube Lengede.
Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst vom Cäcilienchor der Gemeinde. Im Anschluss nahmen zahlreiche Gäste und Gemeindemitglieder die Einladung zur Begegnung wahr.